35 Jahre Mauerfall
Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 jährt sich 2024 zum 35. Mal. Die Stiftung Berliner Mauer bietet aus diesem Anlass ein vielfältiges Sonderprogramm in der ganzen Stadt an. Im Fokus stehen unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven auf die Ereignisse im Herbst 1989, aber auch die Zeit danach in Ost- und Westdeutschland sowie Europa.
Die Friedliche Revolution in der DDR ist Teil einer großen europäischen Demokratiebewegung, die nacheinander die kommunistischen Diktaturen zu Fall brachte. Untrennbar mit der friedlichen Überwindung der Berliner Mauer verbunden sind die Ereignisse in den 1980er Jahren in Osteuropa und Polen, ohne die die Friedliche Revolution nicht möglich gewesen wäre. Diesen Entwicklungen ist eine eigene Veranstaltungsreihe im Programm gewidmet und wir erwarten eine Delegation mit Beteiligten der Solidarność-Bewegung in Berlin.
Wie erinnern wir (uns) heute an den Mauerfall? Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an den Herbst 1989 in Berlin denken? Diese Frage interessiert uns und wir möchten darüber ins Gespräch kommen. Deshalb sind wir ab Anfang Oktober mit unserem Fahrrad in der Stadt unterwegs, um Ihre Einschätzungen und Erinnerungen zu sammeln!
Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein! Alle Termine und mehr Informationen finden Sie hier.
Zeitzeuginnen & Zeitzeugen
Ihre Geschichten entdecken!
Die Videoinstallation „35 Jahre Mauerfall. 17 Perspektiven.“ versammelt 17 bewegende Interviews von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Sie erzählen was der Mauerfall für sie bedeutete und geben Einblicke in persönliche Erinnerungen und Erfahrungen, die den Mauerfall aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.
Programm
Alle Veranstaltungen und Angebote
Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls bieten wir ein vielfältiges Programm an: Live-Speaking an all unseren Standorten, spannende Filmvorführungen sowie besondere Führungen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und Künstlerinnen und Künstlern.
Programmflyer als PDF zum Download
Das Sonderprogramm wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Ausstellungen
35 Jahre Mauerfall. 17 Perspektiven
Ab 27. September
Der Mauerfall ist in den Erinnerung derjenigen, die ihn erlebt haben, ein komplexes Erlebnis und auch nicht immer nur positiv besetzt. Die begehbare Videoinstallation zeigt Gespräche mit 17 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über ihr Erleben des Mauerfalls, die Transformationszeit danach und darüber, was das Jahr 1989 für ihr Leben bedeutet hat.
"Lasst uns rein!" Die Maueröffnung am Checkpoint Charlie
Ab 18. Oktober
Den Moment des Mauerfalls am Checkpoint Charlie hält der Fotograf Mathias Brauner mit seinen Kameras fest. Ganz anders als die bekannten Aufnahmen an den anderen innerstädtischen Grenzübergängen zeigt er vor allem die Zeit unmittelbar vor Grenzöffnung aus West-Berliner Sicht. Brauners Schwarz-Weiß-Aufnahmen lassen die Anspannung und die Aufregung an den Grenzübergängen nachempfinden.
Zur Geschichte des Mauerfalls
Revolution erinnern: Das Aufbruchsjahr 1989
Anfang der 1980er Jahre zeichnete sich mehr und mehr die Stagnation des gesamten „Ostblock“ ab. Gerade junge Menschen rebellierten privat oder unter großen Gefahren zunehmend auch im öffentlichen Raum gegen gesellschaftlichen Stillstand, politische Repressionen und die fortschreitend prekäre Wirtschaftslage. Gerade auch Friedens- und Umweltthemen wurden in die Öffentlichkeit getragen. Der DDR-Führung gelang es zunächst noch, den wachsenden Unmut der Bevölkerung unter Kontrolle zu halten. Im Nachbarland Polen konnte sich die kommunistische Herrschaftspartei 1981 aber nur noch mit Waffengewalt an der Macht halten. Mit der Amtseinführung Michail Gorbatschows 1985 begann auch in der Sowjetunion ein Reformprozess. Die Schutzmacht der kommunistischen Hardliner in Osteuropa schien ab der Mitte des Jahrzehnts immer weniger bereit, die Reformbestrebungen in seiner Einflusssphäre gewaltsam zu unterdrücken.
Zu Beginn des Jahres 1989 gab die kommunistische Führung in Polen schließlich dem gesellschaftlichen Druck nach und trat in den Dialog mit der starken antikommunistischen Opposition. Anfang April wurde die verbotene Gewerkschaft Solidarność wieder zugelassen und im Juni teilweise freie Wahlen anberaumt. Diese Entwicklung in Polen wurde von Oppositionellen im gesamten „Ostblock“ aufmerksam verfolgt. Auch in der DDR begannen sich Oppositionsgruppen zu vernetzen, deckten Wahlbetrug auf, organisierten die Montagsdemonstrationen und brachten am 9. November 1989 schließlich die Berliner Mauer und damit das weltweit bekannte Machtsymbol des SED-Staates zu Fall.
Demokratie gestalten: Perspektiven auf den Mauerfall
Die Oppositionsbewegungen waren von Freiheitswillen und dem Wunsch nach Demokratie und Menschenrechten getragen. Viele ihrer Forderungen konnten durchgesetzt werden: Die „Friedliche Revolution“ erkämpfte Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit. Doch auf die erfolgreiche Revolution und den Mauerfall folgte für manche Ernüchterung. Jahrzehntelange Sicherheiten brachen zusammen und die rasanten politischen Veränderungen der Folgezeit erforderten Anpassungsfähigkeit und Mut. Die Menschen erlebten die Zeit nach dem Mauerfall sehr unterschiedlich.
Es gibt nicht die eine Geschichte vom Menschen gemachten Mauersturz, sondern individuelle Erlebnisse und eine Vielzahl von Eindrücken, die sich mit dem Aufbruchsjahr 1989 und der Transformationszeit danach verbinden. Zum 35. Jahrestag der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls will die Stiftung Berliner Mauer diesen Perspektiven Raum geben und Ihre Stimme hören.
Zeitleiste
Ausgewählte Ereignisse 1989
- 29. Januar: In Ungarn verzichtet die Kommunistische Partei auf ihre Führungsrolle.
- 6. Februar: Erstes Treffen am Runden Tisch in Warschau. Die Kommunisten geben alleinige die Macht ab.
- 11. März: Die 1986 in Berlin gegründete Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) gibt ihre DDR-weite Ausdehnung bekannt.
- 5. April: Wiederzulassung der Solidarność in Polen.
- 2. Mai: Ungarn öffnet, nachdem es im März der Genfer Flüchtlingskonvention beigetreten ist, seine Grenze und baut erste Grenzsperren ab.
- 7. Mai: Bei den Kommunalwahlen in der DDR decken Oppositionsgruppen massenhaften Wahlbetrug auf.
- 4. Juni: Tian’anmen-Massaker: Die Kommunistische Führung in China schlägt Proteste der Demokratiebewegung blutig nieder. Am selben Tag gewinnt in Polen die Opposition die erste Runde der teilweise freien Parlamentswahlen.
- 18. Juni: Zweite Runde der polnischen Parlamentswahlen. Das „Bürgerkomitee Solidarność“ gewinnt alle 161 der in freier Wahl vergebenen Sitze im Sejm und 99 von 100 Sitzen im neu errichteten Senat.
- 19. Juli: Wojciech Jaruzelski wird unter Duldung der Opposition polnischer Staatspräsident. Er bekleidet das Amt bis 1990.
- 19. August: Paneuropäisches Picknick bei Sopron, mehrere hundert DDR-Bürger nutzen diesen symbolischen Akt zur Flucht.
- 4. September: In Leipzig findet die erste Montagsdemonstration statt.
- 9. Oktober: In Leipzig finden sich 70.000 Teilnehmende zur ersten Großdemonstration zusammen.
- 30. Oktober: 300.000 Teilnehmende bei der Montagsdemonstration in Leipzig.
- 4. November: Größte nicht gelenkte Demonstration der DDR-Geschichte. Auf dem Berliner Alexanderplatz nehmen 500.000 bis eine Millionen Menschen teil.
- 9. November: Fall der Berliner Mauer. Die Grenztruppen geben dem Druck der Menschenmenge zuerst am Grenzübergang Bornholmer Straße nach.
- 4. Dezember: Nach der Montagsdemonstration besetzen Demonstrierende die Stasi-Zentrale und verhindern ihre weitere Tätigkeit.
- 7. Dezember: Am "zentralen runden Tisch" in Berlin beginnen DDR-Regierung und SED mit Vertreterinnen und Vertretern von Opposition und Kirche über die demokratische Umgestaltung der DDR und die Machtenthebung der SED zu sprechen.
- 22. Dezember: Das Brandenburger Tor in Berlin wird 28 Jahre nach der Schließung der Sektorengrenzen und dem Bau der Mauer wieder geöffnet.
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