Zentrale Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Berliner Mauer
Erinnerungen an den Bau der Berliner Mauer
Berlin, 13. August 2024 – In der Bernauer Straße hat heute in Anwesenheit des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Kai Wegner, die zentrale Gedenkveranstaltung anlässlich des Baus der Berliner Mauer vor 63 Jahren, stattgefunden. Die Teilnehmenden legten Kränze in Erinnerung an die Opfer von Mauer und Teilung nieder. Bei der Veranstaltung sprachen vier Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die am Bau mehrerer Fluchttunnel in der Bernauer Straße beteiligt waren. Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Prof. Dr. Axel Klausmeier, betonte anlässlich des Jahrestages: „Freiheit ist nicht selbstverständlich. Das führt uns der 13. August immer wieder vor Augen. Ganz konkret wird das anhand der Menschen, die sich selbst für die Freiheit und somit gegen den universellen Machtanspruch der SED-Diktatur einsetzten. Der Mut dieser Menschen, die alles riskierten, um nicht in einem Staat zu leben, in dem sie sich nicht frei entfalten durften, ist beeindruckend und ermahnt uns, die Demokratie zu verteidigen. Sie akzeptierten weder die nicht durch demokratische Wahlen legitimierte Macht der SED noch die Berliner Mauer, sondern setzten sich für individuelle Freiheit und Rechtsstaatlichkeit ein.“ Unter den Gästen der Gedenkveranstaltung waren auch die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke und der Berliner Beauftragte für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Frank Ebert. Die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Hubert Hohlbein, Ralph Kabisch, Joachim Neumann und Eveline Rudolph berichteten über ihre Tunnelfluchten durch die Tunnel 29 und 57 unter der Bernauer Straße. „Die Erinnerung an unsere Tunnelflucht in der Nacht vom 14. auf den 15. September 1962 begleitet mich mein ganzes Leben lang“, eröffnete Rudolph das Gespräch.
Hubert Hohlbein floh am 21. November 1963 durch den Jungfernsee von Potsdam nach West-Berlin, Ralph Kabisch kam im Oktober 1961 nach West-Berlin und Joachim Neumann floh am 21. Dezember 1961 mit einem falschen Pass nach West-Berlin. Alle drei waren an der Planung und Durchführung von Tunneln beteiligt, darunter auch dem Tunnel 57, durch den 1964 im Herbst 57 Menschen aus der DDR fliehen konnten. Neumann erinnert sich im Gespräch: „Der 13. August 1961 hat mein ganzes Leben verändert. Ich war plötzlich in einem Staat gefangen, mit dem ich mich nicht identifizieren konnte und wollte.“ Ralph Kabisch wiederum stellte die besondere Rolle Berlins heraus:„Die brutale Teilung Deutschlands hat sich durch den Bau der Mauer besonders hier in Berlin widergespiegelt. Wenn man in Berlin gelebt hat, kam man, egal in welche Himmelsrichtung man ging, nach einer halben Stunde immer irgendwann an die Mauer und da ging es nicht weiter. So eine Situation darf sich nicht wiederholen.“ Auch Hubert Hohlbein betonte mit Blick auf die Relevanz des Gedenkens heute: „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir in Freiheit und Demokratie leben. Wir müssen dafür etwas tun.“ Evelyn Rudolph resümierte: „Die Geschichte der Menschheit ist leider auch eine Geschichte von gefährlichen Ereignissen. Und es wird immer wieder Menschen geben, die ihre Heimat verlassen müssen oder wollen. Und es wird auch immer wieder Menschen geben, die ihnen helfen.“
Bei der Andacht las Arsenii Shipkov die Biografie von Siegfried Noffke, der am 28. Juni 1962 bei der Öffnung eines Fluchttunnels erschossen wurde. Er kam nach dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Deutschland und erhielt Kirchenasyl über die evangelische Flüchtlingsarbeit. Anlässlich des Jahrestages haben sich zehn Berliner Jugendliche in einem Ferienworkshop, den die Stiftung Berliner Mauer gemeinsam mit der Jugendkunstschule Pankow durchgeführt hat, mit dem Thema „Tunnelfluchten“ auseinandergesetzt. Aus dem Workshop sind vier Kurz-Videos entstanden, die noch bis zum 30. September 2024 im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer gezeigt werden.
Kontakt
Hannah Berger
Pressesprecherin | Leiterin der Abteilung Kommunikation und Veranstaltungen
T: +49 (0)30 213 085 162

Gäste in der Kapelle der Versöhnung © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons
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Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, beim Richten der Kranzschleifen am Denkmal © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons
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Die Young Professionals der Stiftung läuten die Glocken an der Kapelle © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons
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Kränze am Denkmal der Gedenkstätte © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons
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Arsenii Shipkov liest die Biografie von Siegfried Noffke © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Gesa Simons
[image/jpeg, 1.53 MB]Joachim Neumann, Ralph Kabisch, Hubert Hohlbein und Prof. Dr. Axel Klausmeier (v. l. n. r.) © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Hannah Berger
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