20. Roggenernte an der Kapelle der Versöhnung
Berlin, 30. Juli 2025– An der Kapelle der Versöhnung auf dem Gelände der Gedenkstätte Berliner Mauer wurde heute zum 20. Mal das Roggenfeld geerntet. Das etwa 2.000 m² große Getreidefeld im ehemaligen Grenzstreifen ist ein bedeutender Teil der Gedenkstätte in der Bernauer Straße: Es symbolisiert das Leben und damit die Überwindung von Angst und Gewalt an diesem historischen Ort.
Dieses Jahr wurden rund 200 kg Roggen geerntet, von dem ca. 60% zu Mehl verarbeitet werden. Daraus werden Brot und Oblaten gebacken, die an Besucher der Kapelle der Versöhnung ausgegeben werden. Kleine Säckchen mit jeweils etwa 300 Gramm Korn – ausreichend für eine Mahlzeit oder zur Aussaat – sind gegen eine Spende an der Kapelle erhältlich und reisen von hier aus in die ganze Welt. Auch in diesem Jahr wird ein Teil der Ernte im Rahmen des Projekts Friedensbrot alljährlich mit Getreide aus elf mittel- und südosteuropäischen Ländern, das aus Roggensaatgut von der Bernauer Straße gewachsen ist, gemischt, gemahlen und zu einem paneuropäischen „Friedensbrot“ verarbeitet. Das angefallene Stroh wird teilweise zur Verbesserung der Bodenqualität in den Boden eingearbeitet.
Anlässlich der diesjährigen 20. Ernte wird im Wandelgang der Kapelle der Versöhnung noch bis Ende Oktober eine Ausstellung zur Geschichte des Roggenfeldes gezeigt, die gemeinsam mit der Kapelle der Versöhnung, denkwerk/Michael Spengler, dem Friedensbrot e.V. und der Humboldt-Universität zu Berlin entstanden ist.
Seit 2006 betreut die Lebenswissenschaftliche Fakultät der Berliner Humboldt-Universität – Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften das Feld, das 2005 als Kunstaktion unter anderem von dem Bildhauer und Steinmetz Michael Spengler initiiert wurde. Sie übernimmt die Pflege, Ernte und Aussaat und führt verschiedene Forschungsprojekte zum Roggenfeld durch. Zur Förderung der Biodiversität und der Verbesserung der Bodenqualität wurde 2023 die insektenfreundliche Luzerne gesät. Mit der nächsten Aussaat wird wieder auf der gesamten Fläche Roggen der Populationssorte Conduct gesät.
Bereits im Frühjahr 1990 säten einige Ostberlinerinnen und Ostberliner auf dem Mauerstreifen an der Bernauer Straße Lupinen aus. Später übernahmen Mitglieder der Versöhnungsgemeinde die Aussaat als Teil ihrer Gemeindearbeit – im einstigen Todesstreifen sollte wieder etwas wachsen. 2011 wurde das Roggenfeld in die Gestaltung des Gedenkstättenareals integriert. Mittlerweile wird hier seit 20 Jahren Getreide gesät, geerntet und nachhaltig verarbeitet.
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