17. Juni 1953 - Stiftung Berliner Mauer erinnert an Volksaufstand in der DDR
Der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Prof. Dr. Klausmeier, betont die Bedeutung der Ereignisse am 17. Juni 1953 für die Entwicklung der DDR: „Es ist wichtig, dass wir uns an die Proteste des 17. Juni 1953 erinnern und das Geschehen einordnen, um die DDR und das Handeln ihrer Führung gegen die eigene Bevölkerung zu verstehen. Der 17. Juni 1953 erzählt die Geschichte der mutigen Frauen und Männer, die sich gegen die Errichtung einer neuen Diktatur in Deutschland zur Wehr setzten und die diesen Widerstand entweder mit langen Haftstrafen oder mit ihrem Leben bezahlen mussten. Für die Machthaber der SED war dieser erste Volksaufstand im Sowjetimperium eine immense Schockerfahrung, die ihr Handeln bis zum Ende der DDR 1989 prägte. Nie wieder wollten die SED und ihre Funktionäre in eine Rolle der Machtlosigkeit versetzt werden und auf sowjetische Hilfe angewiesen sein. Nicht zuletzt deshalb wurde die Abriegelung der Sektorengrenze am 13. August 1961 mit großer Akribie vorbereitet. Die Menschen in der DDR mussten 1953 allerdings die Erfahrung machen, dass Massenproteste mit relativ breiter Basis in der Bevölkerung ohne Erfolg blieben, was – neben vielen anderen Aspekten wie der schnellen und effizienten propagandistischen Orchestrierung – die weitestgehende Hinnahme des Mauerbaus zu einem Teil erklärt. Bis 1989 gelang es der SED jedoch nie, eine aktive Unterstützung der Mehrheit der DDR-Bevölkerung zu erreichen, auch wenn breite offene Proteste nach 1953 ausblieben.“
Am 17. Juni 1953 protestierten über eine Million Menschen gegen staatliche Willkür und das Unrechtsystem in der Regierung. Was zunächst als Aufstand von Arbeiterinnen und Arbeiter u.a. auf den Großbaustellen in Ost-Berlin und mit Unruhen auf dem Land begann, entwickelte sich zu landesweiten, spontanen Massenprotesten gegen die DDR-Regierung. Die Demonstrationen wurden von der Volkspolizei und der sowjetischen Besatzungsmacht gewaltsam niedergeschlagen, mindestens 34 Menschen starben dabei, weitere 15 Menschen kamen nach ihrer Verhaftung ums Leben, verübten Selbstmord oder wurden zum Tode verurteilt.
Im Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt – ein historischer Ort, der heute von der Stiftung Berliner Mauer betreut wird – erinnert ein Gedenkstein an die Ereignisse. Er wurde vom Künstler Ben Wagin in den 1990er-Jahren im Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt verlegt. Der Stein liegt in einer Reihe mit nachempfundenen Grabsteinen entlang des historischen Kolonnenwegs im einstigen Grenzstreifen. Auf den Steinen sind die Namen der Opfer von deutscher Teilung und Berliner Mauer eingraviert. Wagin wollte damit an "seinem" Ort des Protests auf die mutigen Menschen aufmerksam machen, die für eine demokratische Grundordnung und freie Wahlen demonstrierten. Die auf dem Stein genannten Todeszahlen sind nicht korrekt. Sie sind Teil einer freien künstlerischen Verarbeitung und spiegeln den Forschungsstand der 1990er-Jahre wieder.
Die Stiftung Berliner Mauer nimmt an den zentralen Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an den 17. Juni 1953 teil. Die Stiftung veranstaltet regelmäßig kostenlose öffentliche Führungen und Veranstaltungen. Am 21. Juni findet eine Veranstaltung im Parlament der Bäume statt, bei der der o.g. Gedenkstein zugänglich ist. Am 22. Juni liest die Journalistin und DDR-Oppositionelle Doris Liebermann in der Gedenkstätte Berliner Mauer aus ihrem neuen Buch: „Gegen die Angst, seid nicht stille. Das geheime Tonband von Pannach, Kunert und Fuchs". Noch bis zum 31. Oktober ist im Besucherzentrum der Gedenkstätte eine Ausstellung mit historischen Fotos aus Marienfelde zu sehen, wo im April 1953 – wenige Monate vor dem Volksaufstand 1953 – das zentrale Notaufnahmelager für Geflüchtete aus der DDR eröffnet wurde.
Bereits am 22. Juni 1953 wird die Charlottenburger Chaussee und die Berliner Straße in "Straße des 17. Juni" umbenannt. Am 3. Juli 1953 wird der 17. Juni vom Deutschen Bundestag zum "Tag der deutschen Einheit" und zum gesetzlichen Feiertag erklärt. 1990 wird schließlich der Feiertag am 17. Juni abgeschafft und stattdessen der 3. Oktober zum "Tag der deutschen Einheit".
Kontakt
Hannah Berger
Pressesprecherin | Leiterin der Abteilung Kommunikation und Veranstaltungen
T: +49 (0)30 213 085 162
Gedenkstein im Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt, 2023 © Stiftung Berliner Mauer
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