70. Jahrestag des Volksaufstands in der DDR am 17. Juni 1953
Am 17. Juni 1953, vor 70 Jahren, protestierten über eine Million Menschen gegen staatliche Willkür und das Unrechtsystem in der Regierung. Was zunächst als Aufstand von Arbeiterinnen und Arbeiter unter anderem auf den Großbaustellen in Ost-Berlin und mit Unruhen auf dem Land begann, entwickelte sich zu landesweiten, spontanen Massenprotesten gegen die DDR-Regierung. Die Demonstrationen wurden von der Volkspolizei und der sowjetischen Besatzungsmacht gewaltsam niedergeschlagen, mindestens 34 Menschen starben dabei, weitere 15 Menschen kamen nach ihrer Verhaftung ums Leben, verübten Selbstmord oder wurden zum Tode verurteilt.
Bereits am 22. Juni 1953 wird die Charlottenburger Chaussee und die Berliner Straße in "Straße des 17. Juni" umbenannt. Am 3. Juli 1953 wird der 17. Juni vom Deutschen Bundestag zum "Tag der deutschen Einheit" und zum gesetzlichen Feiertag erklärt. 1990 wird schließlich der Feiertag am 17. Juni abgeschafft und stattdessen der 3. Oktober zum "Tag der deutschen Einheit".
Prof. Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, betont die Bedeutung der Ereignisse am 17. Juni 1953 für die Entwicklung der DDR:
"Für die Machthaber der SED war dieser erste Volksaufstand im Sowjetimperium eine immense Schockerfahrung, die ihr Handeln bis zum Ende der DDR 1989 prägte. Nie wieder wollten die SED und ihre Funktionäre in eine Rolle der Machtlosigkeit versetzt werden und auf sowjetische Hilfe angewiesen sein. Nicht zuletzt deshalb wurde die Abriegelung der Sektorengrenze am 13. August 1961 mit großer Akribie vorbereitet.“
Im Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt – ein historischer Ort, der heute von der Stiftung Berliner Mauer betreut wird – erinnert ein Gedenkstein an die Ereignisse. Er wurde vom Künstler Ben Wagin in den 1990er-Jahren im Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt verlegt. Der Stein liegt in einer Reihe mit nachempfundenen Grabsteinen entlang des historischen Kolonnenwegs im einstigen Grenzstreifen. Auf den Steinen sind die Namen der Opfer von deutscher Teilung und Berliner Mauer eingraviert. Wagin wollte damit an "seinem" Ort des Protests auf die mutigen Menschen aufmerksam machen, die für eine demokratische Grundordnung und freie Wahlen demonstrierten. Die auf dem Stein genannten Todeszahlen sind nicht korrekt. Sie sind Teil einer freien künstlerischen Verarbeitung und spiegeln den Forschungsstand der 1990er-Jahre wieder.
Die Stiftung Berliner Mauer nimmt an den zentralen Gedenkveranstaltungen in Erinnerung an den 17. Juni 1953 teil. Am 21. Juni findet eine Veranstaltung im Parlament der Bäume statt, bei der der Gedenkstein zugänglich ist. Am 22. Juni liest die Journalistin und DDR-Oppositionelle Doris Liebermann in der Gedenkstätte Berliner Mauer aus ihrem neuen Buch: „Gegen die Angst, seid nicht stille. Das geheime Tonband von Pannach, Kunert und Fuchs". Noch bis zum 31. Oktober ist im Besucherzentrum der Gedenkstätte eine Ausstellung mit historischen Fotos aus Marienfelde zu sehen, wo im April 1953 – wenige Monate vor dem Volksaufstand 1953 – das zentrale Notaufnahmelager für Geflüchtete aus der DDR eröffnet wurde.