Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
Die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde arbeitet eng mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zusammen. Ihre Berichte über ihren Alltag im Notaufnahmelager beziehungsweise im Übergangswohnheim Marienfelde, das persönliche Erleben des Verfahrens, aber auch die Sicht von Anwohnenden oder Beschäftigten sind wichtige Quellen. Die Geschichte des Notaufnahmelagers und des Übergangswohnheims spiegelt auch Entwicklungen in der deutschen Migrationsgeschichte nach 1945. Die Erfahrungen von Menschen auf der Flucht, während der Ausreise, als Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler oder im Asylverfahren sind wichtig, um historische Parallelen und Unterschiede zu verstehen.
Gespräch mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen
Anlässlich des 70. Jahrestages am 14. April 2023 erinnerte die Stiftung Berliner Mauer an die Eröffnung des Notaufnahmelagers Marienfelde am 14. April 1953 mit einem Festakt. Dazu lud sie drei Menschen, die 1957, 1981 und 2014 in Marienfelde lebten, ein, von ihren Erfahrungen und Erinnerungen zu berichten.
mit Wilfried Seiring, Dorota Danielewicz, Sandy Albahri
Moderation: Dr. Gülşah Stapel, Stiftung Berliner Mauer
Wilfried Seiring (lebte 1957 in Marienfelde)
Wilfried Seiring war 1954 FDJ- Gruppensekretär. Er begann in Greifswald ein Studium in Germanistik, Theaterwissenschaft und Geschichte. Nachdem er 1957 zur Solidarität mit den Aufständischen in Ungarn aufrief und eine Mehrheit gewann für einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ wurde ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Seine Exmatrikulation folgte am 17. April 1957. Wenige Tage später floh er mit der S-Bahn von Ost- nach West-Berlin und kam zunächst in Marienfelde unter.
Dorota Danielewicz (lebte 1981 in Marienfelde)
Dorota Danielewicz kam mit 16 Jahren als Tochter einer polnischen Aussiedlerfamilie nach West-Berlin. Die Familie lebte im Sommer 1981 für drei Monate in Marienfelde. Bereits Weihnachten verbrachten sie in einer eigenen Wohnung. Heute arbeitet Danielewicz als Autorin (u.a. Europa Verlag und Deutschlandfunk), Moderatorin und Kulturmanagerin.
Sandy Albahri (lebte zwischen 2014 und 2015 in Marienfelde)
Sandy Albahri floh 2014 als 23-jährige gemeinsam mit ihrer Familie vor dem Krieg in Syrien nach Berlin. Knapp ein Jahr lebte die Familie in Marienfelde, bevor sie in eine eigene Wohnung umzog. Für Albahri wurde der im Heim angebotene Integrationskurs zum Schlüsselerlebnis und Grundlage für ihr eigenes soziales Engagement insbesondere gegenüber anderer Geflüchteter.
Flucht-Aktionen
Die Online-Ausstellung "Flucht-Aktionen" erzählt mit zahlreichen privaten Dokumenten die Geschichte der Zeitzeugin Renate Werwigk-Schneider, die merhmals versuchte aus der DDR zu fliehen.
Zur Online-AusstellungDie Zeitzeugenarbeit der Stiftung Berliner Mauer
Wir begreifen Zeitzeugenarbeit als eine Möglichkeit, den Alltag mit der Berliner Mauer und der deutsch-deutschen Teilung sichtbar und nachvollziehbar zu machen und verstehen uns als Teil der Oral History. Es geht auch darum, Opfern und ihren Angehörigen eine Stimme zu geben.