Das Projekt
„Nachricht von Micha. Meine Flucht am Checkpoint Charlie“ war ein Digitales Storytelling-Projekt, an dem die Stiftung Berliner Mauer 2022/23 gearbeitet hat und das von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert wurde. Im Zeitraum August bis November 2023 konnten die Teilnehmenden das Leben des 13-jährigen Michael Synowziks quasi in Echtzeit auf ihrem Handy per WhatsApp, Telegram oder iMessage verfolgen. Mit Texten, Bildern und Sprachnachrichten gab Micha Einblick in sein Leben im geteilten Berlin und berichtete von seiner spektakulären Flucht durch die Kanalisation am Grenzübergang Friedrich-/Zimmerstraße — kurz bevor sich hier US-amerikanische und sowjetische Panzer im Oktober 1961 bedrohlich gegenüberstanden. Die Nachrichten von Micha wurden mit Redaktionsnachrichten ergänzt, in denen der historische Kontext erläutert und mit Bildern sowie kurzen animierten Filmen illustriert wurde. Die Teilnehmenden konnten Micha und der Redaktion antworten, Fragen stellen und so in eine persönliche Kommunikation treten.
Das Projekt war Teil des Förderprogramms „Jugend erinnert“ (Förderlinie SED-Unrecht) der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und wurde so finanziell ermöglicht.
FAQs
Wer hat die Nachrichten verfasst?
Alle Nachrichten wurden von unserem Redaktionsteam aus der Stiftung Berliner Mauer verfasst und verschickt. Auch direkte Fragen an Micha haben wir als Redaktionsteam beantwortet, nicht selten nach Rücksprache mit dem Zeitzeugen.
Was hat Micha selbst geschrieben oder gesagt? Wie viel Fiktion steckt in den Nachrichten?
Das Projekt beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde gemeinsam mit dem Protagonisten entwickelt. Die Text- und Sprachnachrichten des Projektes „Nachricht von Micha“ wurden aber von uns als Redaktionsteam auf Grundlage der engen Zusammenarbeit mit dem Zeitzeugen Michael Synowzik und umfangreichen wissenschaftlichen Recherchen verfasst.
Woher stammen die Bilder, Videos und Sprachnachrichten?
Alle Bilder und Videos wurden von der Redaktion ausgewählt. Sie sind mit einer Quellenangabe oder Urheberangabe versehen. Es handelt sich entweder um Zeitdokumente aus verschiedenen Archiven sowie aus dem Privatbesitz des Zeitzeugen Michael Synowzik oder um speziell für dieses Projekt produziertes Material. Auch die Sprachnachrichten wurden vom Redaktionsteam verfasst und von einem 13-jährigen Sprecher eingesprochen.
Was steckt hinter den Nachrichten mit der Überschrift „Die Redaktion merkt an“?
Micha hat seine Nachrichten an Menschen adressiert, die sich für die Geschichte des Mauerbaus, für den Alltag in geteiltem Berlin und für die immer noch aktuellen Themen Grenzen und Flucht interessieren. Den Userinnen und Usern stand es frei, Michas Geschichte als stille Beobachterin oder als stiller Beobachter zu verfolgen oder aktiv mit Micha zu schreiben.
Wer steckt hinter dem Projekt „Nachricht von Micha“?
„Nachricht von Micha“ ist ein Projekt der Stiftung Berliner Mauer. Das Redaktionsteam bestand aus Lisa Albrecht, Birgit Wienand, Susanne Muhle und Leonie Wieschollek. Das Projekt wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend erinnert“ gefördert, das von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur betreut wurde.
Was war das Ziel des Projektes „Nachricht von Micha?
In der Nacht zum 13. August 1961 riegelte die DDR-Regierung die Grenze rund um West-Berlin ab. Dieses Ereignis bedeutete für viele Menschen in Berlin einen großen Einschnitt in ihr Leben, so auch für den 12-jährigen Micha. Über die ganz persönliche Geschichte von Micha haben wir exemplarisch Einblicke in das Jahr 1961 und die Folgen des Mauerbaus gegeben. Wir haben den Userinnen und Usern gezeigt, welche Auswirkungen die „große Politik“ auf das Leben in der geteilten Stadt, insbesondere auf den Alltag eines Jugendlichen hatte und wie Fluchtabsichten und Fluchten erlebt wurden.
Mit dem Projekt hat die Stiftung Berliner Mauer ihr Bildungsangebot im digitalen Raum erweitert, den Erinnerungsort Checkpoint Charlie gestärkt und einen neuen Umgang mit Zeitzeugenschaft und deren Vermittlung erprobt.
Wie wurde das Projekt technisch umgesetzt?
Die Nachrichten wurden über ein Content-Management-System des Anbieters "Sinch Engage" verschickt. Hierbei handelt es sich um eine Plattform für den kostenpflichtigen Newsletter-Versand zur professionellen Nutzung von Messenger-Apps.
Credits
Buch, Regie, Redaktion & Projektleitung: Lisa Albrecht & Birgit Wienand
Projektassistenz & Community Management: Leonie Wieschollek
Idee: Cornelia Thiele & Dr. Susanne Muhle
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Susanne Muhle
Recherchen und inhaltliche Unterstützung: Anya Hartmann, Jochen Krüger, Lysette Laffin
Entwicklung der Dramaturgie im Rahmen des Seminars „Send me a message! Digitale Geschichtsvermittlung am Beispiel des Erinnerungsorts Checkpoint Charlie“: Studierende des Masterstudienganges Public History (Freie Universität Berlin)
Online-Kommunikation: Maximilian Schadow
Beratung Storytelling: Matthias Leitner
Key Visual Design, Animationsfilme,Sprachaufnahmen und Sound Design: Monströös
Sprecher junger Micha: Schlomo von Gagern
Marketing und Kommunikation: Makiko
Design und Programmierung der Website-Schnittstelle: Eps51 graphic design studio, einskommanull
Design der Website-Karte: cbc|design
Content Management System und technische Beratung: Sinch engage
Insgesamt haben mehr als 3.400 Menschen die Nachrichten von Micha abonniert und über 3.060 blieben bis zum Schluss dabei. Aus einer Umfrage am Ende des Projekts ging hervor, dass es noch ca. 15 % Mitlesende gab, sodass es insgesamt rund 4.000 Teilnehmende waren. Gestartet ist das Projekt mit 1.200 angemeldeten Teilnehmenden am 10. August 2023. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer stieg kontinuierlich an. Mit rund 10 % war die Rate der Abmeldungen relativ niedrig, oft erfolgten die Abmeldungen kurz nach der Anmeldung.
In der Live-Phase vom 10. August bis zum 6. November 2023 verschickte Micha rund 300 Sprach- und Textnachrichten aus dem Jahr 1961, die von rund 70 Redaktionsnachrichten (mit historischem Bildmaterial) und drei animierten Kurzfilmen flankiert wurden. Die Nachrichten wurden von den Teilnehmenden nicht nur gelesen. Rund 20 % nutzen die Möglichkeit, Micha oder der Redaktion zu schreiben. So erreichten fast 10.800 Nachrichten die Redaktion und wurden dort beantwortet. Mit einzelnen Userinnen und Usern entwickelten sich sehr aktive Kommunikationen.
In einer Umfrage am Ende des Projekts, an der sich rund 1.250 Userinnen und User beteiligten, gaben knapp 43 % an, sonst keine digitalen Bildungsangebote zu nutzen. Die Idee, Geschichte per Messengerdienst zu vermitteln, bewerteten 73 % mit der Höchstpunktzahl. Und 97 % gaben an, noch einmal bei einem solchen Projekt mitzumachen.