Direkt zum Inhalt

Nachricht von Micha

Grafik

Meine Flucht am Checkpoint Charlie

Die Bilder der Panzerkonfrontation am Checkpoint Charlie gingen um die Welt: Im Oktober 1961 standen sich sowjetische und US-amerikanische Panzer am Grenzübergang in der Friedrichstraße bedrohlich gegenüber. Zur selben Zeit wagt der 13-jährige Michael hier unterirdisch die Flucht in den Westen. Wird ihm der Weg durch die Kanalisation gelingen?

Erlebe die Zeit des Mauerbaus und Michas Flucht auf deinem Handy: von August bis Oktober 2023 per WhatsApp, Telegram oder iMessage. Hier kannst du dich anmelden!

Anmeldung



Michas Nachrichten

Was bisher geschah

Ob du erst später eingestiegen bist oder noch einmal alles in Ruhe nachlesen möchtest: Hier kannst du sehen, was Micha bereits erlebt hat. Alle Nachrichten, die per Messenger verschickt wurden, können hier sortiert und nach Datum gefiltert werden.

Logo Messengerprojekt

Micha

Mi 27. September 1961

  • Tante Luzie findet die Idee wesentlich besser. Wenn wir erstmal unten drin sind, kann uns eigentlich nicht mehr viel passieren. Aber richtig sicher ist sie sich immer noch nicht, ob sie mitkommen will …
  • Wir haben eine neue Idee! Wir gehen durch die Kanalisation nach West-Berlin. Wo und wie genau, müssen wir noch gucken.

Mo 25. September 1961

  • Redaktion
    Bild: Stadtplan von Berlin, 1959 © VEB Landkartenverlag

    👉️ Auf diesem Kartenausschnitt siehst du den Grenzverlauf, den Humboldthafen und die Reinhardtstraße, in der Micha gewohnt hat.

    ✍️ Die Redaktion
  • Redaktion
    Zu den Hintergründen:

    👉️ Das Ufer des Humboldthafens war 1961 auf Ost-Berliner Seite mit Stacheldraht gesichert. Die gesamte Wasserfläche des Hafens gehörte aber auch noch zur DDR.

    Bild: Ansichtskarte mit Motiv von 1961 © Stiftung Berliner Mauer.

    ⬇️ und schau mal:
  • Jetzt hat sich das sowieso erledigt. 😢 Tante Luzie ist gar nicht begeistert von der Idee. Dort ist ja vor kurzem einer erschossen worden, der in den Westen wollte. Und sie traut sich auch nicht, so lange zu schwimmen… Aber sie muss unbedingt mit!
  • 🎧😯️
  • Vielleicht versuchen wir durch den Humboldthafen zu schwimmen, hier ganz in der Nähe. Haben wir gestern Abend besprochen. Ich will unbedingt mitmachen bei den Planungen und schaue mich nach der Schule mal dort um.

So 24. September 1961

  • Puh, wir sitzen schon total lange mit Helmut zusammen und überlegen, wie wir noch über die Grenze kommen. Zu versuchen, über den Stacheldraht zu klettern, ist keine gute Idee. Da sind wir uns einig. Die Grenze verändert sich ja jeden Tag! Papa meint, wo gestern noch Stacheldraht war, kann morgen schon eine Mauer stehen. Und das ist auch viel zu gefährlich! Ich melde mich wieder. Will nix verpassen.

Fr 22. September 1961

  • Tschuldige die etwas seltsame Nachricht heute morgen. Ich war und bin immer noch total aufgeregt, weil wir uns jetzt echt für eine Flucht entschieden haben. Am Wochenende treffen wir uns wieder mit Helmut und überlegen, wie wir abhauen können. Melde mich bei dir.
  • 🎧😯️

Do 21. September 1961

  • Redaktion
    💡👉 Die Redaktion merkt an:

    Hier seht ihr ein Mietbuch von Micha und seinem Vater. Solche Mietbücher hatten viele Haushalte. Meistens wurde zu Beginn des neuen Monats im Mietbuch die Zahlung der Wohnungsmiete quittiert.

    Bild: Stiftung Berliner Mauer, Schenkung von Michael Synowzik.
  • Verdammt! Ich glaub Helmut hat recht. Die werden uns noch erwischen! Das fällt doch auf, wenn Peters Miete nicht bezahlt ist und er nicht mehr bei der Arbeit auftaucht...
  • So richtig hab ich das nicht mitbekommen, aber Papa und Helmut müssen nochmal gesprochen haben. Die sind so komisch vertraut miteinander. Papa ist doch sonst nicht so offen 🤔
  • Heute in der Schule musste ich mich richtig zusammenreißen. Wenn ich mich verplapper, dann gibt´s Ärger. Hoffentlich merkt keiner was.

Di 19. September 1961

  • Jetzt hab ich den ganzen Tag lang Nachrichten gehört, ob irgendwo eine Flucht schiefgegangen ist. Aber nix. Hoffentlich haben sie Peter und Wilfried nicht erwischt!!!
  • Oh je, das ist alles mächtig seltsam. Ich hab schon öfter gehört, dass die Stasi die Menschen bespitzelt. Was ist, wenn auch Helmut so einer ist. Gleich kommt er wieder vorbei.
  • Aber dieser Helmut ist mir nicht ganz geheuer…. Ich kann mir keinen Reim auf den machen. Wenn der von der Stasi ist, bekommen wir richtig Probleme. Und Papa spricht so offen mit ihm über alles…
  • 🎧😯️

Mo 18. September 1961

  • Bin jetzt wieder zu Hause. Wir haben die Sachen von Peter in der Kirchenruine versteckt. Ich bin hundemüde und geh jetzt sofort ins Bett. Morgen besprechen wir, wie es weitergeht. Zum Glück darf ich diesmal dabei sein. Ich bin doch kein kleines Kind mehr!
  • Geh jetzt mit Helmut zu Peters Wohnung. Bei mir fällt’s nicht so auf, weil die Nachbarn mich kennen. Wir müssen in der Wohnung Spuren verwischen!… damit niemand was von der Flucht merkt. . Wenn die Stasi was mitbekommt, dann sind wir auch dran. 😥
  • Was?! Ich kann´s nicht glauben! Dieser Helmut meint, dass Peter und Wilfried nach West-Berlin abgehauen sind. Und Helmut wollte eigentlich mit, aber nun sind sie weg. Ist Peter echt abgehauen, ohne mir was zu sagen??? 😠
  • Ich hab ja Peter auch schon ein paar Tage nicht mehr gesehen. Hoffentlich ist dem nichts passiert!
  • 🎧😯️
  • Eben hat´s geklingelt. Irgendein Mann, der wollte direkt mit Papa sprechen. Kommt mir ganz schön komisch vor.
    Aber irgendwoher kenne ich den…. Als hätte ich den schonmal gesehen. So ein bisschen wie dieser eine Schauspieler, Yul Brynner!
    Was der wohl will? Papa hat den reingelassen und ist mit ihm in die Küche, ohne mich. Ich versuch mal an der Tür zu lauschen.
  • Gerade kam Tante Luzie ganz aufgeregt rüber. Sie macht sich tierisch Sorgen. Wilfried war schon zwei Nächte nicht zu Hause!
    Aber eigentlich ist der ja erwachsen… Der ist bestimmt nur unterwegs. Ich muss jetzt los zur Schule…

Fr 15. September 1961

  • Morgen nach der Schule geh ich mit Burkhard und Jürgen angeln. Das wird ein Spaß! Mal sehen, wo wir am Schiffbauerdamm noch gut an den Fluss rankommen und ob wir was fangen.
  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    Musik von westdeutschen Radiosendern mitschneiden, war ein allgegenwärtiges Hobby in der DDR. Denn die offizielle Kulturpolitik der SED schränkte die künstlerische Freiheit stark ein – von inhaltlichen Vorgaben des Sozialistischen Realismus bis hin zu formalen Bestimmungen, wenn es um Auftritte und Veröffentlichungen ging. Weil die offiziellen Angebote aber nur selten auf Gegenliebe bei jungen Menschen stießen, suchten sie Alternativen in den westdeutschen Radioprogrammen. Die Mitschnitte auf Tonbändern und später Kassetten wurden oft getauscht. Für westliche Schallplattenveröffentlichungen nahm man abenteuerliche Schmuggelaktionen in Kauf.

    Hier ist übrigens ein Link zum Lied “Marina”, von dem Micha gesprochen hat:
  • “Marina” von Rocco Granata find ich richtig gut!
  • Hab nämlich ein neues Tonband aufgenommen. Westmusik, die im Radio lief. Da sind richtig gute Lieder bei. Peter wird sich sicher freuen.
  • Nächste Woche muss ich mich mal wieder mit Peter treffen. Von dem habe ich schon länger nichts gehört.

Do 14. September 1961

  • 🎧😉
  • Hmm, das ist ein Träumchen. Margit möchte bestimmt auch welche haben. Ich frag sie mal, ob sie heute Nachmittag auch dabei ist ... 🤗
  • Brühwürfelchen sind der neue Renner! Die lutschen wir gerade immer auf dem Schulhof. Das ist knallig salzig… Hab mir gestern auch welche gekauft und kann Burkhard seine zurückgeben.

Di 12. September 1961

  • Redaktion

    🎬💡️ © Stiftung Berliner Mauer

  • Über die Fluchten nach West-Berlin wird auch ständig berichtet, nicht bei uns im Radio, aber im RIAS. Irre, was die Leute alles anstellen, um in den Westen zu kommen. Papa meint, dass die Grenze wahrscheinlich bleibt und wir uns irgendwie erst einmal damit abfinden müssen.
  • Burkhard meinte heute in der Pause, dass sein Erdkundelehrer wohl nach den Sommerferien im Westen geblieben ist. Der war da irgendwo am Rhein und ist nicht zurückgekommen.

Mo 11. September 1961

  • Redaktion
    Anmerkung der Redaktion

    Die Befürchtung, von den eigenen Nachbarn bespitzelt zu werden, hatten viele Menschen in der DDR. Tatsächlich nahm die Überwachung der Bevölkerung über die Jahre immer größere Ausmaße an. Vor allem das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, oder „Stasi“) wurde als Geheimpolizei immer weiter ausgebaut und verfügte über jede Menge offizielle und inoffizielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Stasi konnte ohne Probleme Briefe abfangen, Telefonate abhören oder Wohnungen verwanzen – was aber gegen Ende der DDR in viel größerem Umfang stattfand als in den 1960er Jahren. Unterstützt wurde sie dabei von allen Institutionen des Staates.

    Wenn du mehr zu den Hintergründen des Ministeriums für Staatssicherheit und auch zu den inoffiziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wissen willst, schau in unser Glossar:

    https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/checkpoint-charlie/nachricht-…
  • Da muss man hier echt aufpassen. Wenn der wüsste, dass wir ständig Westradio hören. Dann würde vor allem mein Vater riesige Probleme bekommen.
  • Bin gerade nach Hause gekommen. Schon wieder hat der Nachbar unten an der Tür gelauscht. Immer hat der seine verdammte Tür auf und bespitzelt uns alle. Der guckt sogar nach, was wir für Post bekommen und wer bei uns zu Besuch ist. Der ist bestimmt ein Spitzel…
  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    Warum war es so schwer, an einen neuen Fahrradschlauch heranzukommen? In der DDR herrschte vor allem in den ersten Jahren immer wieder ein erheblicher Mangel an Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Man erhielt zum Teil bis 1958 Lebensmittel noch gegen Marken, so konnte der Staat die Zuteilung von Lebensmitteln rationieren und besser lenken. Auch nachdem sich die DDR-Wirtschaft in den 1960er und 1970er Jahren etwas erholt hatte, waren leere Regale und lange Warteschlangen vor Geschäften bis zum Schluss Sinnbild des sozialistischen Wirtschaftssystems, der Planwirtschaft. Wenn du mehr zur Planwirtschaft wissen möchtest, schau in unser Glossar: https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/checkpoint-charlie/nachricht-….
  • Mein Fahrrad kann ich aber wohl vergessen. Der Verkäufer im Laden meinte nur: Fahrradschlauch?! Ham wa nich! Im Westen wäre das sicher einfacher. Langsam bin ich wirklich genervt von dieser Grenze!
  • Was ein Wochenende… Wir waren ganz schön viel unterwegs.

Fr 08. September 1961

  • Drück mir die Daumen, dass ich am Wochenende einen neuen Fahrradschlauch bekomme. Bin ziemlich verplant und mit Freunden verabredet. Das Rad wollte ich da eigentlich mitnehmen. Ich melde mich dann bald wieder bei dir!
  • So ein verdammter Mist! Mein Fahrradschlauch ist geplatzt und ich musste den ganzen Weg zurückschieben. Richtig ärgerlich. Zum Glück war ich noch nicht so weit, nur in der Nähe der Kronprinzenbrücke.
  • 🎧😉

Do 07. September 1961

  • Und ich konnte ohne Unterbrechungen RIAS hören. Zu Hause muss ich immer tierisch aufpassen, wegen der Nachbarn. Keiner soll wissen, dass wir Westradio hören.
  • Wenn ich hier so zu Hause hocke, merke ich noch mehr, wie sehr mir die Ausflüge nach West-Berlin fehlen. Bei Tante Tilli konnt ich immer Fernsehen gucken. Wir haben ja keinen…
  • 🎧️🏡
  • 🎧😯️
  • Gerade in der Schule haben die richtig schlecht über die Leute im Westen gesprochen. Das kann gar nicht sein…meine Verwandten dort sind doch gar nicht so! Langsam weiß ich nicht mehr, was ich von dem Ganzen noch glauben soll.

Mi 06. September 1961

  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    Radiowellen lassen sich durch Mauern nicht aufhalten. Und so ergriff die DDR-Regierung kurz nach dem Mauerbau auch Maßnahmen gegen das sogenannte “geistige Grenzgängertum” wie das Hören oder Sehen von westlichen Rundfunk- und Fernsehsendungen. In einer DDR-weiten Aktion “Blitz kontra NATO-Sender” wollte die FDJ im September 1961 mit Diskussionen in Betrieben und Haushalten die Menschen überzeugen, keine Westsender mehr zu empfangen. Bei Gesprächen blieb es dabei jedoch nicht. Mitunter drehten FDJ-Angehörige auch eigenmächtig Antennen auf DDR-Sender oder zerstörten sie sogar, wenn sich die Leute nicht einsichtig zeigten. Und das waren nicht weniger. In der Bevölkerung gab es viel Widerspruch oder stillschweigendes Zuwiderhandeln. Wenn Du mehr über die Aktion wissen möchtest: https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/74942/keine-nato-sender-meh….
  • Bild: Auszug aus der Jungen Welt, 04.09.1961

    Ah, anscheinend läuft gerade auch so eine Aktion bei der FDJ. Hier, das hab ich in der Jungen Welt entdeckt.
  • Aber dann meinten die ernsthaft, dass wir alle, auch unsere Familie, beim Pionierleiter melden sollen, die Westradio hören oder West-Fernsehen gucken. Die haben sie doch nicht mehr alle. Ich verpfeif doch nicht meinen eigenen Vater!
  • Was für ein Spaß! Wir haben ganze Schlachten mit den Panzern nachgestellt. Meine Gruppe hat sogar die Schlacht gegen den westlichen Feind gewonnen.
  • Nicht schlecht, wir basteln Panzer aus Papier. Bin jetzt erstmal beschäftigt und melde mich dann später wieder bei dir.
  • Gleich geh ich zum Pioniernachmittag. Heute wird gebastelt! Das kann ich gut und macht richtig Spaß. Ich bin gespannt, was es diesmal ist

Di 05. September 1961

  • Redaktion
    Falls du in Berlin bist: Am Samstag (9.9.) ist Tag des offenen Denkmals: Dazu findet am Checkpoint Charlie eine Führung zum historischen Ort statt. Treffpunkt ist das Sektorenschild an der Ecke Friedrich-/Zimmerstraße, los geht’s um 16:00. Die Führung dauert etwa eine Stunde. Für die Planung melde dich bitte hier an:
    https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/checkpoint-charlie/besuch/pro…
  • Trotzdem macht mir die Abriegelung Angst. Papa ist immer noch ganz unruhig. Der sagt auch, dass das eine längere Sache wird…
  • Das vorhin war schon ganz schön riskant. Musste mich seitlich irre weit aus dem kleinen Fenster lehnen, um alles zu sehen. Sogar den Reichstag konnte ich sehen. Da werde ich wohl jetzt öfter mal rausgucken!!!
  • 🎧😯️

Mo 04. September 1961

  • Redaktion
    Zu den Hintergründen:

    👉️ Schule in der DDR lief etwas anders ab als heute: Alle Kinder besuchten von der 1. bis zur 10. Klasse gemeinsam die sogenannte Polytechnische Oberschule (POS). Neben der Vermittlung von Wissen diente der Unterricht auch dem Erlernen von praktischen Fähigkeiten. Der sogenannte polytechnische Unterricht sollte die Schülerinnen und Schüler gezielt auf das Arbeitsleben vorbereiten, dazu gehörten Arbeitseinsätze in Betrieben oder als Erntehelfer. Zudem gab es das Pflichtfach Staatsbürgerkunde, um die Jugendlichen zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ zu erziehen. Ende der 1970er Jahre wurde zusätzlich Wehrkunde als Pflichtfach ab der 9. Klasse eingeführt, das einer vormilitärischen Ausbildung diente. Nach der 10. Klasse wurde ein kleiner Teil der Schülerinnen und Schüler zum Besuch einer Erweiterten Oberschule (EOS) zugelassen, um Abitur zu machen. Politische Angepasstheit war dabei mitunter wichtiger als Noten.

    ⬇️ und schau mal:
  • Hauptsache nicht Rechnen! Das kann ich gar nicht leiden! Der Unterricht ist tierisch langweilig… und der Lehrer eine richtige Schnarchnase.
  • Jetzt hab ich Biologie. Das ist mein absolutes Lieblingsfach! Da bin ich richtig gut drin. Chemie und Physik machen aber auch ziemlich Spaß.
  • Gleich ist Fahnenappell. Jeden Montagmorgen wird die Fahne der DDR hochgezogen… bin gespannt, wer das heute machen darf.
    Und hoffentlich muss heute keiner nach vorne und sich vor versammelter Mannschaft für sein schlechtes Verhalten entschuldigen. 😕
  • Es ist richtig klasse, dass ich wieder zur Schule kann. Jetzt kann ich meine Freunde endlich wieder jeden Tag sehen. 😇

Fr 01. September 1961

  • 🎧️🥰
  • Aber es sind echt nicht alle Schüler wieder da. Und Frau Heinrich hat nichts dazu gesagt... Sie meinte nur, dass die Grenze zum Schutz der Bürger der DDR geschlossen werden musste. Vor den Schiebern, Spekulanten und Agenten ... 🙄
  • Das ist Margit 💕 Sie ist einfach schnieke, hab sie die ganze Deutschstunde lang heimlich angeschmachtet. Ich hoffe, dass wir vielleicht nach der Schule noch ein Stück zusammenlaufen.
  • 🎧😉

Do 31. August 1961

  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    Am 22. August 1961 hatte das SED-Politbüro beschlossen, dass Personen aus West-Berlin nur noch mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Ost-Berlin sein dürfen. Für die entsprechenden Anträge wollte die DDR Anlaufstellen in West-Berlin einrichten. Dies untersagte jedoch die Alliierte Kommandantur nach Rücksprache mit dem West-Berliner Senat, da man darin eine Anerkennung der Grenzabriegelung sah. Fortan konnten auch die Menschen in West-Berlin nicht mehr die Grenze gen Ost-Berlin passieren. Erst zwei Jahre später ermöglichte dies ein Passierscheinabkommen, sodass sich zumindest getrennte Familien wiedersehen konnten.
  • Die Leute reden schon, dass er hier zwar die Fechtschule hatte, aber in West-Berlin gewohnt hat. Ich dachte, der wäre auch abgehauen. Aber dann lassen die ihn wahrscheinlich einfach nicht mehr hier her?! Da gibt es jetzt irgend so ein Gesetz ... 🤔
  • Jetzt ist Fechten übrigens wirklich vorbei! Letzte Woche war Herr Schäfer auch wieder nicht da und es hängt immer noch der gleiche Zettel an der Tür . . .

Mi 30. August 1961

  • Aber so macht das für uns einfach keinen Sinn! Wir schaffen es gar nicht hin und zurück, wenn Papa abends noch ins Lichtspielhaus muss. Schade um das ganze Essen…
  • Papa und ich wollten heute eigentlich noch hin. Es gibt es so viele Sachen zu ernten.
  • 🎧😯️

Di 29. August 1961

  • Jetzt bin ich wieder zu Hause. Papa hat zum Glück nichts mitbekommen. 😎
  • Peter hat ein richtiges Schwarzbrot mitgebracht! Und dann haben wir mindestens ein ganzes Kilo Zwiebeln geschnitten und drauf gemacht. Mit Salz und Pfeffer und Paprika. Mmmmmh! Ein Träumchen!
  • Muss aber noch abwarten, bis Papa los ist zur Arbeit. Er soll es nicht mitbekommen.
  • Heute hab ich mich mit meinem Bruder verabredet. Ich geh gleich mal rüber. Der ist bestimmt noch bei der Arbeit, aber ich hab ja seinen Schlüssel . . .

Mo 28. August 1961

  • Das ist übrigens gerade mein Lieblingsheft von Micky Maus .😊
  • Wir tauschen immer Micky Maus Hefte. Wilfried ist bestimmt auch enttäuscht, dass ich keinen Nachschub von meiner Tante aus dem Westen bekomme. Er kann richtig gut Comics zeichnen. Am Wochenende hat er mir seine neuen Entwürfe gezeigt. Fast so gut wie Micky Maus 😊 Da soll der mal was draus machen!
  • Dann geh ich jetzt zu Wilfried, der ist immer zuhause, weil er keine Arbeit hat. Er ist der Sohn von Tante Luzie. Ihre Kinder sind schon erwachsen und wohnen nicht mehr bei ihr, außer Wilfried. Vielleicht kommt Peter nach der Arbeit auch noch, die sind ja befreundet.
  • Oh Mann! Bald geht die Schule wieder los, nichts mehr mit Ferien. 😬
    Eigentlich war geplant, dass ich in den letzten Ferientagen meine Cousins in Friedenau besuche. Aber die wohnen in West-Berlin, da kommen wir ja nun gar nicht mehr hin . . .

So 27. August 1961

  • Redaktion
    Foto: © Stiftung Berliner Mauer, Jürgen Litfin

    Tatsächlich wurde am 24. August 1961 ein junger Mann bei dem Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, erschossen. Günter Litfin wollte zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Lehrter Bahnhof durch den Humboldthafen von Ost- nach West-Berlin schwimmen. Dabei wurde er durch einen Schuss von Transportpolizisten der DDR getroffen. Er ist das erste erschossene Todesopfer an der Berliner Mauer. Wenn du mehr über seine Geschichte wissen möchtest, dann schaue hier: https://www.stiftung-berliner-mauer.de/de/gedenkstaette-guenter-litfin/….

    ✍️ Die Redaktion
  • Papa und Tante Luzie sind auch richtig angespannt. Die glauben schon nicht mehr, dass die Abriegelung kurzzeitig ist.
  • Tante Luzie war gerade ganz aufgeregt. Sie hat mitbekommen, dass wohl jemand an der Grenze von VoPos erschossen wurde. Hier direkt um die Ecke... am Humboldthafen! Ich kann´s nicht glauben. Langsam wird mir das alles wirklich unheimlich …

Fr 25. August 1961

  • Wenn ich Tante Luzie nicht hätte... Sie ist gar nicht meine richtige Tante. Aber sie kümmert sich um mich, vor allem seit Mama tot ist. Sie ist so lieb zu mir! 💕 Sie ist für mich fast wie eine richtige Mama. Gut, dass Papa sich auch so gut mit ihr versteht .😌
  • ach, ich freu mich auf Peterchen! Das ist die Katze von Tante Luzie. Macht richtig Spaß, mit ihr zu spielen! Hab sie eben schon auf dem Küchentisch springen sehen. Man kann nämlich von uns aus übern Hof ins Küchenfenster von Tante Luzie gucken. 😄
  • Gleich geh ich rüber zu Tante Luzie und frühstücke bei ihr, sie wohnt gegenüber, einmal über den Hof. Papa schläft noch, er hatte wieder Spätschicht. Vielleicht macht sie mir ja Kakao. ... 🍫

Do 24. August 1961

  • Ich geh jetzt erstmal mit Burkhardt raus in den Ruinen spielen. Muss ihm das auch gleich mal erzählen. Das ist doch wirklich ein starkes Stück.
    Bis dann!
  • 📢 Hör mal, boah ich fass es nicht
  • 🎧😯️
  • Papa ist ja mehr so der Macher und will auch immer bestimmen. Aber Mama war ganz besonders. Sie konnte richtig gut singen! Und sie hatte so ne schöne Haartolle, die hat sie immer gekämmt, auch noch als sie dann immer im Bett liegen musste . . .
  • Als Mama gestorben ist, da war ich erst 6. Sie hatte ganz schlimme Tuberkulose. Bestimmt ist sie immer kränker geworden wegen der blöden Kellerwohnung, in der wir vorher gewohnt haben! Wir sind dann umgezogen und sie hatte ihr Zimmer am Ende des Flurs und lag den ganzen Tag nur im Bett. Und ich durfte sie auch nicht umarmen, weil sie so ansteckend war war. 😢
  • Ich will heute mal zu Mamas Grab. Ich hoffe, die lassen mich noch dahin. Ist ganz schön nah an der Grenze . . .

Di 22. August 1961

  • Redaktion
    Bild: Auszug aus der Berliner Morgenpost, 23.8.1961

    👉️ Bei den Fluchtversuchen kam es zu Festnahmen, aber auch zu ersten Todesfällen. So starb am 22. August 1961 Ida Siekmann an ihren Verletzungen nach einem Sprung aus ihrem Wohnungsfenster an der Bernauer Straße. Sie ist das erste Todesopfer an der Berliner Mauer. Wenn du ihre Geschichte nachlesen möchtest: https://www.chronik-der-mauer.de/todesopfer/171438/siekmann-ida?letter=…

    ✍️ Die Redaktion
  • Redaktion
    ➡️ Bild: Bernauer Straße, 24.8.1961. © Stiftung Berliner Mauer/Brigitte Geschwind . 📸
  • Redaktion
    Zu den Hintergründen:

    👉️ Kurz nach der Grenzabriegelung versuchten viele Menschen noch von Ost- nach West-Berlin zu gelangen. Es kam zu dramatischen Fluchten – zumal auch schon die ersten Schüsse gegen Flüchtende fielen. Manche versuchten ihre Flucht durch die Grenzanlagen und die Grenzgewässer. In Häusern unmittelbar an der Sektorengrenze seilten sich Menschen aus den Fenstern ab oder sprangen in Sprungtücher der West-Berliner Feuerwehr.

    ⬇️ und schau mal:
  • Überall wird getuschelt. Es wollen wohl noch viele Leute nach West-Berlin rüber. Aber die bauen immer mehr Mauern und Zäune mit Stacheldraht an der Grenze. Bei Häusern direkt an der Grenze haben sie scheinbar sogar die Eingänge zugemauert. 😮 Damit dort niemand abhauen kann! Was jetzt mit denen passiert, die erwischt werden ... ?
  • 🎧😯️

Mo 21. August 1961

  • Redaktion
    Anmerkung der Redaktion

    US-Präsident John F. Kennedy schickte sechs Tage nach der Grenzabriegelung den US-Vize-Präsidenten Lyndon B. Johnson und General Lucius D. Clay sowie 1.500 US-Soldaten nach West-Berlin, um die dortige Bevölkerung zu beruhigen und die Solidarität der USA zu demonstrieren. Clay besaß in West-Berlin großes Vertrauen. Während der Berlin-Blockade 1948/49 hatte er als Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone die Luftbrücke organisiert und so für die Versorgung des abgeriegelten West-Berlins gesorgt. Am Nachmittag des 20. August 1961 fuhren vier Konvois der US-Armee quer durch West-Berlin und wurden an der Wegstrecke von mehreren Hunderttausend Menschen bejubelt.

    Liebe Grüße.
    📷️ Bild: West-Berlin, 20.8.1961 © Stiftung Berliner Mauer / Hans-Joachim Grimm

    © Stiftung Berliner Mauer
  • Papa meint, dass die Amerikaner vielleicht was gegen die Mauer unternehmen. Die können uns ja hier nicht einfach eingesperrt lassen ... 🤔
  • Gestern sind wohl US-Soldaten in Berlin angekommen. Vielleicht tut sich da ja doch noch was . . .

Fr 18. August 1961

  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    Fünf Tage nach der Grenzabriegelung meldete sich DDR-Staatschef Walter Ulbricht in einer Rundfunk- und Fernsehansprache zu Wort. Er rechtfertigte die Abriegelung der Grenze in Berlin als notwendige Maßnahme, um die DDR gegen einen angeblich bevorstehenden (militärischen) Angriff der Bundesrepublik zu schützen. Sie diene nicht nur dem Frieden in der DDR, sondern in Europa und der Welt. Am selben Tag wies der sowjetische Stadtkommandant die Protestschreiben der westalliierten Stadtkommandanten als "völlig unbegründet" ab. Er verwies auf die staatliche Souveränität der DDR und deren Recht auf den Schutz ihrer Grenzen. Und genau darum ging es der SED-Regierung auch beim Mauerbau: Die abgeriegelten Grenze sollte die Massenflucht aus der DDR stoppen, aber auch die Souveränität der DDR beweisen.
  • Jetzt kommt im Radio hier gerade eine Rede von Ulbricht. Papa hat die ganze Zeit nur mit dem Kopf geschüttelt. Ich versteh gar nicht, was der über die West-Berliner sagt. Das stimmt doch gar nicht. Ich war oft genug drüben… Das sind ganz normale Leute. . . .
  • Redaktion
    Foto: © Alamy Stock Foto/RBM Vintage Image

    Hier ist das Geschehen von West-Berliner Seite fotografiert. In Ost-Berlin durfte man nicht so dicht an die Mauer und konnte sie höchstens heimlich fotografieren.

    ✍️ Die Redaktion
  • Ich glaub's immer noch nicht, die bauen jetzt echt ne richtige Mauer an der Grenze!!! Bin nochmal mit dem Rad raus und überall ersetzen sie den Stacheldraht tatsächlich durch Steine . . .
  • 🎧😯️

Do 17. August 1961

  • Ich hab schon etwas Schiss … Soo lange hab ich auf meine Fechtsachen gespart und nun ist das vielleicht alles für die Katz. Wenn der nicht mehr auftaucht, dann kann ich mein Florett vergessen . . .
  • Die Fechtschule hat einfach zu! Was ist das denn bitte? Hoffentlich ist der nicht rüber … An der Tür hängt nur ein winziger Zettel: Fechtschule geschlossen ... 🤔
  • ... Allein die Fremdsprachenausdrücke finde ich ziemlich klasse. Allee – Second – Priem – Terz – Quart! Ausfall radoppio! Macht richtig was her! Bis später.
  • Heute ist endlich wieder Fechtunterricht. Ich freu mich riesig drauf. Das letzte Mal ist schon viel zu lang her. Claudia, meine Schulkameradin ist bestimmt auch da ! ! !

Mi 16. August 1961

  • Redaktion
    Foto: © Alamy Stock Foto/Mirrorpix

    Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt verurteilte die Abriegelung der Sektorengrenze durch die DDR als Bruch des Viermächte-Status von Berlin. Er appellierte an die West-Alliierten, einzuschreiten. Auch in der Bevölkerung in West und Ost ruhte die Hoffnung auf den West-Alliierten. Diese agierten aber eher zurückhaltend. Am Vortag hatten die westalliierten Stadtkommandanten zwar Protestschreiben an den sowjetischen Stadtkommandanten geschickt. Eine deutliche Aufforderung, die Grenzabriegelung aufzuheben, enthielten sie aber nicht.

    📝️️ Die Redaktion
  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    Die Abriegelung der Grenze hatte in Ost- und West-Berlin zu zahlreichen Protesten geführt. In Ost-Berlin wurden Menschenansammlungen sofort auseinander getrieben. Auf der West-Berliner Seite versammelten sich immer wieder Menschen an der Grenze und protestierten lautstark. Am 16. August kamen rund 300.000 Menschen vor dem Schöneberger Rathaus zu einer Protestkundgebung zusammen.
  • Redaktion
    Foto: Menschen bei der Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus, 16.8.1961 © Alamy Stock Foto/Mirrorpix

    So sah es am heutigen Tag vor 62 Jahren vor dem Schöneberger Rathaus in West-Berlin aus.

    ✍️ Die Redaktion
  • Jetzt lief im RIAS gerade eine Rede von Willy Brandt in West-Berlin. Wir haben heimlich zugehört. Radiosender aus dem Westen darf man ja nicht hören. Anscheinend haben sich dort tausende Menschen versammelt und Brandt hat zu ihnen gesprochen. Ob Tante Tilli und Onkel Eberhard wohl da waren und auch demonstriert haben ? ? ?
  • Das muss ich aber machen, wenn Papa noch bei der Arbeit ist. Die sprechen ja nicht mehr miteinander…und Papa will nicht, dass wir uns treffen ... 🤔
  • Gleich gehe ich vielleicht mal rüber zu Peter. Das ist mein großer Bruder. Bin gespannt, was er denkt. Er wohnt ja zum Glück um die Ecke und nicht auf West-Berliner Seite . . .
  • Wir sind immer noch alle ganz schön durch den Wind. Gestern Abend kam Tante Luzie zu uns rüber. Sie wohnt ja nebenan. Die konnte es auch gar nicht fassen, dass die alles abgeriegelt haben ! ! !

Mo 14. August 1961

  • Redaktion
    🎬💡️ © Stiftung Berliner Mauer
  • Redaktion
    🔎 Zu den Hintergründen:

    In der Nacht zum 13. August 1961 ließ die DDR-Regierung die Grenze rund um West-Berlin abriegeln. Volkspolizei und Betriebskampfgruppen marschierten an der Sektorengrenze auf und errichteten Stacheldrahtsperren. Die Nationale Volksarmee der DDR und auch sowjetische Truppen waren in Alarmbereitschaft. Die Regierungen in Ost-Berlin und Moskau wollten sowohl für einen Konflikt mit den Westmächten als auch für einen Aufstand gewappnet sein. An diesem Sonntagmorgen erwachten die Menschen in Ost- und West-Berlin in einer mit Stacheldraht geteilten Stadt. Viele machten sich vor Ort ein Bild von der Lage. Noch war die Hoffnung groß, dass es nur eine kurzzeitige Abriegelung der Grenze ist.

    © Stiftung Berliner Mauer
  • Papa ist gerade nach Hause gekommen. Der ist auch total ratlos. Er meint, dass das vielleicht wieder nur so ne kurzzeitige Sache ist. Das gab´s ja schon öfter. Hoffentlich hat er recht . . .
  • Redaktion
    Anmerkung der Redaktion

    Auf dem Bild siehst du eine Straße mit Stacheldraht in Berlin-Neukölln am 13. August 1961, auf der in den nächsten Wochen die Berliner Mauer gebaut wird. So wie dort Menschen in Ost-Berlin standen, hat auch Micha in Berlin-Mitte an der Kronprinzenbrücke gestanden. Die Fotografie wurde von West-Berliner Seite aus aufgenommen. Fotografien aus Ost-Berliner Perspektive sind heute kaum überliefert. Wenn du Bilder besitzt, die den Mauerbau von Ost-Berliner Seite aus zeigen, freuen wir uns sehr über deine Zusendung!

    Liebe Grüße.
    📷️ Bild: Grenzpolizisten und Stacheldraht versperren am 13.08.1961 eine Wohnstraße in Neukölln

    © Stiftung Berliner Mauer
  • Bin jetzt ein Stück weg von der Grenze. Ganz schön krass, überall sind Soldaten und passen auf, dass niemand zu nah an die Grenze rankommt. Ich geh jetzt schnell nach Hause. Bis dann!
  • 🎧😯️
  • Jetzt bin ich wieder zu Hause. Papa ist nicht da. Der weiß ja auch gar nicht, dass ich heute zurückkomme. Werde jetzt gleich mal raus und gucken, was an der Grenze los ist ! ! !
  • Was für eine Nacht! Konnte kaum pennen. Und jetzt blasen die echt das Pionierlager ab. Wir sollen ganz schnell unsere Sachen packen und dann geht´s mit dem Bus zurück nach Berlin. Muss mich beeilen! Bis später.

So 13. August 1961

  • Du wirst es nicht glauben! Gerade im Radio gehört: In Berlin ist anscheinend die Grenze dicht. Jürgen hat heimlich ein Radio behalten und da wurde es gerade gemeldet. Wir mussten dann leider ausschalten, weil die anderen wach wurden. Ob das echt wahr ist? Ich muss jetzt Schluss machen, strengste Nachtruhe…sonst bekomm ich noch Ärger. Ich melde mich!
  • 🎧😯️
  • Ich weiß auch nicht. Irgendwas läuft hier komisch. Der ganze Tag war echt seltsam und nach dem Essen mussten wir schnurstracks in die Zelte und leise sein. Und ich hatte mich schon so auf die Nachtwanderung gefreut . . .
  • Oh Mann! Keine Ahnung, was hier los ist! 😬
    Die haben heute Morgen unsere Radios eingesammelt. So streng sind die doch sonst nicht . . .

Fr 11. August 1961

  • Hier ist echt viel los! Volles Programm am Wochenende. Wundere dich nicht, wenn ich mich nicht melde 🙂 Bis dann!
  • 🎧😉
  • Das ist mir ganz recht. Ich wollte eh dabei sein, wie alle meine Freunde ... 😄
  • Papa wollte eigentlich nicht, dass ich Pionier werde. In der Schule haben die aber ganz schön Druck gemacht. Papa hat nur zugestimmt, weil mein Lehrer meinte, dass ich sonst nicht studieren kann . . .
  • Puh! Hier ist richtig was los! Heute ist es eng mit Schreiben. Wir spielen westliche Agenten abschießen. Gestern haben wir sogar Gewehr präsentieren geübt. Da war ich richtig gut drin. Ich liebe das Pionierlager . . .

Do 10. August 1961

  • Redaktion
    Foto: Postkarte Zentrales Pionierlager "Fritz Heckert" in Lenz bei Malchow am Plauer See, 1964.

    So sah es im Pionierlager am Plauer See vermutlich auch schon im Jahr 1961 aus.

    ✍️ Die Redaktion
  • Redaktion
    Anmerkung der Redaktion

    🔍️Pionierlager waren Ferienlager für Mitglieder der Pionierorganisation und dauerten meist 18 Tage. Sie dienten der "sozialistischen Erziehungsarbeit" außerhalb der Schule und waren in der gesamten DDR verteilt. Wenn du mehr wissen willst, klicke unten auf den Link.🤓💡
  • Jetzt gerade sind die großen Ferien. 8 Wochen! Ich bin im Zeltlager am Plauer See. Das ist eigentlich das Tollste daran, Pionier zu sein. Also die Pionierlager. Mit Nachtwanderungen und Blindschleichen fangen. Wir lernen hier sogar, wie man sich im Wald zurechtfindet. Also nur mit Kompass und so… Mein Freund Jürgen ist auch dabei. Wir schlafen in großen Zelten mit mehreren Feldbetten drin. Da ist immer was los! Jetzt muss ich aber schnell wieder raus, will ja nix verpassen ! ! !
  • Guck mal, das bin ich: Micha. Mit vollem Namen übrigens Michael Gerd Synowzik. Das Foto ist aber schon mindestens ein Jahr alt, da war ich 11.

    📷️ © Stiftung Berliner Mauer, Foto: Schenkung von Michael Synowzik.
  • Redaktion
    Anmerkung der Redaktion

    🔍️Antworten auf häufige Fragen zum Projekt findest du auf unserer Website. Wenn du mehr wissen willst, klicke unten auf den Link.🤓💡
  • Redaktion
    📣 Um Michas Geschichte einzuordnen, melden auch wir uns immer mal wieder zu Wort: die Redaktion der Stiftung Berliner Mauer. Das Projekt beruht auf wahren Begebenheiten und wurde gemeinsam mit dem Zeitzeugen entwickelt. Die folgenden Nachrichten von Micha sind aber von uns als Redaktion verfasst. Gefördert wird das Projekt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend erinnert“, welches von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur betreut wird.

    Liebe Grüße aus der Redaktion
  • Redaktion
    Willkommen bei „Nachricht von Micha“! 🥳

    Wir befinden uns im Sommer 1961. Es ist der 10. August und Micha ist in den Sommerferien im Pionierlager in Mecklenburg-Vorpommern.

    In den nächsten Wochen bekommst du regelmäßig Nachrichten von ihm und wirst so an seinem Leben in der DDR und seinem riskanten Weg in den Westen teilhaben.

  • 🎧😉

Trailer

Michas Welt

Personen

Passfoto

Michael Gerhard Synowzik (Micha)

Michael Synowzik, genannt Micha, wurde am 10.Oktober 1948 in Ost-Berlin geboren. Zusammen mit seinem Vater lebt er in der Reinhardtstraße 47, nicht unweit der Spree. Als die Berliner Mauer am 13.08.1961 gebaut wird, ist er 12 Jahre alt.

Passfoto
Passfoto

Otto Synowzik (Vater)

Otto Synowzik lebt mit seinem Sohn Michael in der Reinhardtstraße 47 in Ost-Berlin. Obwohl er gelernter Schneider ist, arbeitet er als Kontrolleur im VEB Filmtheater. Seine Frau starb 1955, seitdem muss er allein für seine zwei Söhne aufkommen.

Passfoto
Passfoto

Waleska Synowzik (Mutter †)

Waleska Synwozik ist Michas Mutter, die 1955 an Tuberkulose verstarb. Wegen der Ansteckungsgefahr musste sie stets Distanz zu ihrem Ehemann und zu ihren Kindern halten.

Passfoto
Passfoto

Peter Synowzik (Bruder)

Peter Synowzik ist Michas sechs Jahre älterer Bruder. Aufgrund der schwierigen Beziehung zu seinem Vater Otto, zieht er bereits mit 18 Jahren in seine eigene Wohnung. Micha und Peter sollen offiziell keinen Kontakt haben. Doch Micha besucht Peter heimlich regelmäßig in seiner Wohnung, wo sie unter anderen Micky-Maus Hefte austauschen. Peter arbeitet zusammen mit Helmut M. beim Volkseigenen Betrieb Berlin-Chemie in Adlershof.

Passfoto
Passfoto

Margit B.

Margit B. ist Michas Schulfreundin. Die beiden kennen sich seit der zweiten Klasse und verbringen viel Zeit miteinander. Micha und Margit kennen keine Geheimnisse voreinander.

Passfoto
Klassenfoto

Jürgen

Jürgen ist Michas Schulfreund, der im Unterricht gerne aufmüpfig ist. Mit ihm verbringt Micha gemeinsam die Zeit im Pionierlager.

Klassenfoto

Luzie W. (Tante Luzie)

Langtext

Luzie W. ist die Nachbarin der Familie Synowzik. Zusammen mit ihrem erwachsenen Sohn Wilfried W. wohnt sie in der Reinhardtstraße 47, Ost-Berlin. Luzie ist Witwe und mit Michas Vater Otto liiert. Als enge Vertraute der Familie ist sie für Micha wie eine Ersatzmutter.

Wilfried W.

Langtext

Wilfried W. ist der erwachsene Sohn von Luzie W., mit der er eine Wohnung in der Reinhardtstraße 47, Ost-Berlin teilt. Mit Micha und mit Michas großem Bruder Peter Synowzik pflegt er eine enge Freundschaft.

Helmut M.

Langtext

Helmut M. ist 25 Jahre alt und ein vertrauter Freund von Peter Synwozik. Zusammen arbeiten sie in dem Volkseigenen Betrieb Berlin-Chemie in Adlershof. Trotz der engen Verbindung zu Peter, weiß Micha nur wenig über Helmut.

Burkhard E.

Langtext

Burkhard ist ein guter Schulfreund und Nachbar von Micha. Sie verbringen viel Zeit zusammen und spielen in den Ruinen der Nachbarschaft. Burkhard wohnt im Vorderhaus der Reinhardtstraße 47.

Häufige Fragen

Häufige Fragen

Wie kann ich mich anmelden?

Langtext

Du kannst dich über den Link per WhatsApp, Telegram oder iMessage für die Teilnahme anmelden. Falls Du die Wahl hast, wähle gerne Telegram oder iMessage, da wir bei WhatsApp zusätzliche Gebühren zahlen müssen. Nachdem du auf „start“ gedrückt und die Datenschutzrichtlinien akzeptiert hast, bist du offiziell angemeldet und Micha kann dir Nachrichten schreiben.

Wie kann ich mich wieder abmelden?

Langtext

Wenn du dich von dem Messenger Projekt abmelden möchtest, sende in den Chat die Nachricht "stop". Du kannst dich jederzeit wieder mit der Nachricht „start“ anmelden.

Schreibt Micha jeden Tag Nachrichten?

Langtext

Nein, Micha schreibt dir nur Nachrichten, wenn in seinem Alltag etwas Spannendes passiert. Du kannst damit rechnen, dass sich Micha ungefähr an drei bis vier Tagen in der Woche bei dir meldet.

Was ist das Ziel des Projektes „Nachricht von Micha"?

Langtext

In der Nacht zum 13. August 1961 riegelte die DDR-Regierung die Grenze rund um West-Berlin ab. Dieses Ereignis bedeutete für viele Menschen in Berlin einen großen Einschnitt in ihr Leben, so auch für den 12-jährigen Micha. Über die ganz persönliche Geschichte von Micha möchten wir dir exemplarisch Einblicke in das Jahr 1961 und die Folgen des Mauerbaus geben. Wir möchten dir zeigen, welche Auswirkungen die „große Politik“ auf das Leben in der geteilten Stadt, insbesondere auf den Alltag eines Jugendlichen hatte und wie Fluchtabsichten und Fluchten erlebt wurden.

Mit dem Projekt erweitert die Stiftung Berliner Mauer ihr Bildungsangebot im digitalen Raum, stärkt den Erinnerungsort Checkpoint Charlie und erprobt einen neuen Umgang mit Zeitzeugenschaft und deren Vermittlung.

Wie ist das Projekt technisch umgesetzt?

Langtext

Die Nachrichten werden über ein Content-Management-System des Anbieters Sinch Engage verschickt. Hierbei handelt es sich um eine Plattform für den Newsletter-Versand zur professionellen Nutzung von Messenger-Apps.

Wer schreibt die Nachrichten? Und warum antwortet Micha nicht immer?

Langtext

Alle Nachrichten werden von unserem Redaktionsteam aus der Stiftung Berliner Mauer verfasst und verschickt. Wir bemühen uns auch, auf deine Fragen einzugehen. Wenn viele Anfragen gleichzeitig eingehen, kann es passieren, dass Micha etwas mehr Zeit für eine Antwort braucht.

Was hat Micha selbst geschrieben oder gesagt? Wie viel Fiktion steckt in den Nachrichten?

Langtext

Das Projekt beruht auf einer wahren Begebenheit und wurde gemeinsam mit dem Protagonisten entwickelt. Die Text- und Sprachnachrichten des Projektes „Nachricht von Micha“ werden aber von uns als Redaktionsteam auf Grundlage der engen Zusammenarbeit mit dem Zeitzeugen Michael Synowzik und umfangreichen wissenschaftlichen Recherchen verfasst.

Woher stammen die Bilder, Videos und Sprachnachrichten? Hat Micha die wirklich aufgenommen?

Langtext

Alle Bilder und Videos werden von der Redaktion ausgewählt. Sie sind mit einer Quellenangabe oder Urheberangabe versehen. Es handelt sich entweder um Zeitdokumente aus verschiedenen Archiven sowie aus dem Privatbesitz des Zeitzeugen Michael Synowzik oder um speziell für dieses Projekt produziertes Material. Auch die Sprachnachrichten wurden vom Redaktionsteam verfasst und von einem 13-jährigen Sprecher eingesprochen.

Was steckt hinter den Nachrichten mit der Überschrift „Die Redaktion merkt an“?

Langtext

Die Nachrichten mit der Überschrift „Die Redaktion merkt an“ kennzeichnen Nachrichten, in denen wir als Redaktion zusätzliche Informationen, wie historische Einordnungen von Themen, Hinweise und weiterführende Links verschicken.

Was ist meine Rolle als Empfängerin oder Empfänger der Nachrichten?

Langtext

Micha adressiert seine Nachrichten an Menschen, die sich für die Geschichte des Mauerbaus, für den Alltag in geteiltem Berlin und für die immer noch aktuellen Themen Grenzen und Flucht interessieren. Als Empfängerin oder Empfänger der Nachrichten steht es dir frei, ob du als stille Beobachterin oder als stiller Beobachter die Geschichte von Micha verfolgst oder ob du Micha antworten willst.

Wer steckt hinter „Nachricht von Micha“?

Langtext

Nachricht von Micha ist ein Projekt der Stiftung Berliner Mauer. Das Redaktionsteam besteht aus Lisa Albrecht, Birgit Wienand, Susanne Muhle und Leonie Wieschollek. Das Projekt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Bundesprogramms „Jugend erinnert“ gefördert, das von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur betreut wird.

Erreichbar ist das Projektteam über folgende E-Mail-Adresse: team-micha(at)stiftung-berliner-mauer.de

Beteiligte


Buch, Regie, Redaktion & Projektleitung Lisa Albrecht & Birgit Wienand
Projektassistenz & Community Management Leonie Wieschollek

Idee Cornelia Thiele & Dr. Susanne Muhle
Wissenschaftliche Beratung Dr. Susanne Muhle
Recherchen und inhaltliche Unterstützung Anya Hartmann, Jochen Krüger, Lysette Laffin
Entwicklung der Dramaturgie im Rahmen des Seminars
Send me a message! Digitale Geschichtsvermittlung am Beispiel des Erinnerungsorts Checkpoint CharlieStudierende des Masterstudienganges Public History (Freie Universität Berlin)
Online-Kommunikation Maximilian Schadow
Beratung Storytelling Matthias Leitner
Key Visual Design, Animationsfilme, Sprachaufnahmen & Sound Design Monströös
Sprecher junger Micha Schlomo von Gagern
Marketing und Kommunikation Makiko
Design & Programmierung der Website-Schnittstelle Eps51 graphic design studio, einskommanull
Design der Website-Karte cbc|design
Content Management System und technische Beratung Sinch engage

Glossar

Glossar

A

Langtext

Antifaschistischer Schutzwall
So wurde die Berliner Mauer im offiziellen politischen Sprachgebrauch in der DDR bezeichnet. Es ist ein Propaganda-Begriff, mit dem die SED-Regierung die unpopuläre Grenze zu rechtfertigen versuchte. Er verwies auf eine angeblich drohende faschistische Gefahr aus der Bundesrepublik und eine militärische Bedrohung aus dem Westen, vor der die DDR geschützt werden müsse. Der Begriff setzte sich im alltäglichen Sprachgebrauch der DDR-Bevölkerung nie durch. Seit Mitte der 1970er Jahre taucht er auch im offiziellen Sprachgebrauch weniger auf und wird durch "Staatsgrenze" ersetzt.
Mehr lesen

B

Langtext

Betriebskampfgruppen
Betriebskampfgruppen - offiziell Kampfgruppen der Arbeiterklasse - waren eine paramilitärische Organisation von Beschäftigten aus staatlichen Betrieben und Einrichtungen in der DDR. Ihre Mitglieder trafen sich mehrmals im Jahr in ihrer Freizeit (oft an Freitagen oder Wochenenden) zu militärischen Übungen und Schulungen. Sie sollten im Verteidigungsfall die Streitkräfte unterstützen und auch bei Aufständen in der DDR zum Einsatz kommen. Der größte Einsatz der Kampfgruppen erfolgte beim Bau der Berliner Mauer 1961,  als unter anderem Betriebskampfgruppen einzelne Abschnitte der Grenze sicherten.

Bundesrepublik Deutschland, BRD
Die Bundesrepublik Deutschland ging 1949 nach dem Zweiten Weltkrieg aus den drei westlichen Besatzungszonen (Frankreich, Großbritannien und USA) hervor. Die Bundesrepublik stand im Kalter Krieg auf Seiten der Westmächte. Die Abkürzung BRD wurde durch einen Beschluss der Bundes- und Landesregierungen 1974 im amtlichen Gebrauch untersagt. Man fürchtete, dass er den Begriff "Deutschland" und somit die Teilung des Landes aus dem öffentlichen Bewusstsein verdränge. Seit der Wiedervereinigung wird die Abkürzung wieder offiziell benutzt.

D

Langtext

Deutsche Demokratische Republik, DDR
Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) wurde 1949 nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone gegründet und war eine von der Sowjetunion abhängige Diktatur. Sie umfasste das Gebiet der heutigen Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Ost-Berlin. Am 3. Oktober 1990 traten diese der Bundesrepublik bei (Wiedervereinigung).

E

Langtext

Erich Honecker
Erich Honecker war ein deutscher kommunistischer Politiker. Im Jahr 1971 trug er zum Sturz von Walter Ulbricht bei und wurde zu dessen Nachfolger als Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED gewählt. Das Amt des Staatsratsvorsitzenden konnte er erst 1976 übernehmen, stand dann aber endgültig an der Spitze von Partei und Staat.  Schon zuvor hatte er wichtige Schritte beim Aufbau der SED-Diktatur gelenkt: So war er 1946 Mitbegründer der Massenorganisation "Freie Deutsche Jugend" (FDJ). 15 Jahre später war er einer der maßgeblichen Organisatoren beim Bau der Berliner Mauer. In dieser Funktion trug er den Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze und an der Berliner Mauer mit. 1989 wurde er entmachtet.

F

Langtext

Fahnenappell
Der Fahnenappell war eine Veranstaltung an den Schulen, die regelmäßig  stattfand. Dabei versammelten sich alle Schülerinnen und Schüler und das Lehrpersonal meist auf dem Schulhof zu einer Zeremonie. Ein „Fahnenkommando“ trug die FDJ-Fahne herein und alle Anwesenden hatten sie mit Pioniergruß zu „grüßen“. Während der Veranstaltung gab es Beiträge einer Klasse zu einem bestimmten Thema oder Anlass (zum Beispiel Tag der Arbeit, Deutsch-Sowjetische Freundschaft). Manchmal wurden auch besondere schulische, sportliche oder politische Leistungen gewürdigt oder (seltener) Disziplinarmaßnahmen verkündet.

Freie Deutsche Jugend (FDJ)
Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war die Jugendorganisation der DDR. Sie war nach dem sowjetischen Vorbild aufgebaut und sollte Jugendliche ab dem Alter von 14 Jahren an Staat und Partei binden. Wer FDJ-Mitglied war, genoss gewisse Privilegien in der Ausbildung oder bei der Berufswahl, musste aber dafür linientreu sein. Dies galt vor allem in den ersten Jahren der DDR. Seit den 1970er Jahren setzte eine begrenzte Liberalisierung ein, die die FDJ massentauglicher machte. Vor allem bei Abitur und Studium gab es jedoch kaum eine Möglichkeit, die FDJ-Mitgliedschaft abzulehnen. Die Organisation widmete sich einerseits der „politischen Erziehung“ der jugendlichen Mitglieder. Diese waren aber auch eine wichtige Stütze in der DDR-Volkswirtschaft: So wurden FDJ-Mitglieder bei jährlichen Einsätzen der „Erntehilfe“ eingesetzt oder sie unterstützten staatliche Bauprojekte wie den Bau des Rostocker Überseehafens, der sowjetischen Erdgaspipeline „Freundschaft“ oder der Landebahn des Flughafens Berlin-Schönefeld. Darüber hinaus gab es auch ein breites Freizeitangebot mit Jugendclubs, politischen Musikfestivals und Ferienlagern. Die FDJ leitete auch die Organisation der Jungpioniere, bei der Kinder der 1. bis zur 7. Klasse mitmachen konnten.

G

Langtext

Genosse
Der Begriff Genosse ist eine Anrede, um auf Gleichgesinnte oder Mitglieder derselben politischen Partei oder Organisation hinzuweisen. In kommunistischen oder sozialistischen Bewegungen wird Genosse oft als respektvolle Anrede unter Parteimitgliedern verwendet, um Solidarität und Gleichheit innerhalb der Partei zu betonen.

Grenze
Bereits 1952 riegelte die DDR die innerdeutsche Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik ab. Erste Sperrmaßnahmen gab es auch zwischen West-Berlin und der DDR. Nur zwischen Ost- und West-Berlin war die Sektorengrenze in den 1950er Jahren noch relativ leicht passierbar, sodass viele Fluchtwillige diesen Weg nutzten. Am 13. August 1961 sperrte die DDR dann schließlich auch diese Grenze und ließ sie innerstädtisch mit einer Mauer befestigen - im Gegensatz zu den Grenzzäunen an der innerdeutschen Grenze und zum Teil am Außenring von West-Berlin.

Grenzpolizei
Die Deutsche Grenzpolizei wurde 1946 auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht gegründet und hatte die Aufgabe, die Grenzen zu überwachen - zunächst die Demarkationslinie zu den anderen Besatzungszonen, später die Grenzen der DDR. Die Einsatzkräfte sollten Schmuggel und unerlaubte Grenzübertritte verhindern. In den 1950er Jahren war sie zeitweise dem Ministerium für Staatssicherheit zugeordnet. Wenige Wochen nach dem Bau der Berliner Mauer wurde die Grenzpolizei als Grenztruppen der Nationalen Volksarmee unterstellt.

Grenzposten, Grenzer
Hierbei handelt es sich um Sammelbegriffe für Angehörige der Grenzpolizei bzw. nach August 1961 der Grenztruppen. Sie wurden zur Bewachung der DDR-Grenze eingesetzt, vor allem an der Grenze zur Bundesrepublik und West-Berlin. Ihre Hauptaufgabe war es, Fluchtversuche zu verhindern. Die Grenzsoldaten hatten den Befehl, Flucht unter allen Umständen zu verhindern, in letzter Konsequenz unter Anwendung der Schußwaffe.

I

Langtext

Inoffizielle Mitarbeitende (IM)
Die SED-Führung wollte stets über die Lage in der DDR unterrichtet sein. Daher hatte die Stasi gegen Ende der DDR nicht nur über 90.000 hauptamtlich Angestellte, sondern auch etwa 189.000 sogenannte Inoffizielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (abgekürzt: IM). Sie hatten den Auftrag, „staatsgefährdende“ Bestrebungen in ihrem Umfeld zu ermitteln, dazu zählten private Meinungsäußerungen genauso wie politische Aktivitäten. Die IM waren ein wichtiges Instrument, um die Gesellschaft auszuhorchen und zu bespitzeln. Erst mit dieser großen Zahl an Informanten war es möglich, die DDR nahezu flächendeckend zu überwachen.
Mehr lesen

K

Langtext

Kalter Krieg
Der Begriff „Kalter Krieg“ steht für den Jahrzehnte andauernden Ost-West-Konflikt ab 1946/47. In dieser Zeit waren im Zuge der wachsenden Spannungen zwischen den Siegermächten USA und Sowjetunion ein östliches Lager mit sozialistischen Staaten unter Führung der Sowjetunion und ein westliches Lager mit kapitalistischen Staaten unter Führung der USA entstanden. Beide versuchten, sich im Wettkampf um das „bessere“ politische System zu übertrumpfen. Durch Aufrüstung und Stellvertreterkriege kam es dabei immer wieder zu brenzligen Situationen. Der Kalte Krieg gilt seit der Transformation der sozialistischen Staaten 1989-91 als beendet.

L

Langtext

Lichtspielhaus
Ein veraltetes Wort für Kino. Kurz vor dem Mauerbau gab in Berlin unzählige Lichtspielhäuser im Ost- und Westteil der Stadt, wenn auch zum Teil nur mit einem kleinen Saal und einer Bar. Für die Menschen in Ost-Berlin hatten vor allem die sogenannten Grenzkinos in West-Berlin eine besondere Rolle, die leicht erreichbar an der Sektorengrenze lagen, westliche Filme anboten und den Eintritt 1:1 in Ostgeld gewährten.

M

Langtext

Mauerbau, Mauer
Am 13. August 1961 riegelte die DDR die Sektorengrenze in Berlin ab - zunächst mit Stacheldraht, nach wenigen Tagen mit einer Mauer aus großen Betonteilen und Hohlblocksteinen. Die SED-Regierung wollte so die Fluchtbewegung aus der DDR stoppen und zugleich die Souveränität ihres Staates demonstrieren. Doch die Mauer konnte die Menschen in der DDR nicht vollends davon abhalten, das Land zu verlassen. Über 200.000 gelang nach 1961 eine Flucht aus der DDR, über 570.000 durften - oft nach Drangsalierungen und Repressionen - ausreisen.
Mehr lesen

Ministerium für Staatssicherheit (MfS), Stasi
Das Ministerium für Staatssicherheit (“Stasi”) war die Geheimpolizei der DDR und hatte die Aufgabe, die Macht der SED-Regierung zu sichern. Sie überwachte die Bürgerinnen und Bürger des eigenen Staates, zerstörte Lebensläufe, heuerte Hunderttausende Inoffizielle Mitarbeitende an, die ihre Mitmenschen bespitzelten, und ließ immer wieder Menschen entführen. Nicht wenige Menschen im Visier der Stasi hatten schwere Unfälle oder haben Suizid begangen. Eine Beteiligung der Stasi kann bis heute nicht bewiesen werden. Entgegen der Geheimdienstarbeit demokratischer Staaten wurden die üblicherweise getrennten Aufgaben wie Polizeiarbeit, staatsanwaltschaftliche und richterliche Aufgaben hier von einer Organisation durchgeführt. Eine Kontrolle ihrer Arbeit gab es nicht. Die Aufgabenfelder der Stasi verschoben sich mit den Jahren zu einer „vorbeugenden“ Überwachung der Gesellschaft. Dahinter stand die Vorstellung, dass sich durch westliche Einflüsse überall Gefahren für den Sozialismus und damit für die DDR entwickeln könnten. Die Überwachung war aber nicht gleichmäßig, sondern der Schwerpunkt lag vor allem auf Regimekritikern, Ausreisewilligen, Kirchenangehörigen und Unangepassten. Dennoch konnte man jederzeit ins Visier der Stasi geraten.
Mehr lesen

N

Langtext

Nationale Volksarmee, NVA
Die Nationale Volksarmee war die offizielle Streitkraft der DDR. Nach ihrer Gründung 1956 war sie zunächst eine Freiwilligenarmee, im Januar 1962 wurde dann die allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Die NVA unterstand der SED-Regierung. Die Soldaten mussten der SED bedingungslosen Gehorsam schwören und wurden laufend politisch geschult, u.a. auch auf das Feindbild des "imperialistischen Westens" eingeschworen.  Ein Recht auf Wehrdienstverweigerung gab es nicht, aber ab 1964 zumindest die Möglichkeit, als Bausoldat den Wehrdienst ohne Waffe abzuleisten.
Mehr lesen

Notaufnahmelager Marienfelde
Zwischen 1949 bis 1990 verließen etwa vier Millionen Menschen die DDR in Richtung Bundesrepublik. Das Notaufnahmelager Marienfelde in West-Berlin war für 1,35 Millionen von ihnen die erste Anlaufstelle im Westen. Hier wurden sie untergebracht und durchliefen das Aufnahmeverfahren, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten. Zwar konnten Flüchtlinge und Übersiedler aus der DDR auch nach einer Ablehnung in der Bundesrepublik bleiben, Eingliederungshilfen bekamen aber nur Personen, die als politische Flüchtlinge anerkannt wurden. Eine der ersten Stationen im Aufnahmeverfahren waren die westalliierten Geheimdienste, die die Ankommenden eingehend befragten. Heute  werden hier immer noch Geflüchtete aus aller Welt untergebracht. Auf dem Gelände befindet sich aber auch die Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde.
Mehr lesen

P

Langtext

Pionierarbeit, Pionierleiter, Pioniertuch, Pioniere, Pionier, Pionierorganisation, Jungpioniere, Thälmannpionier, Pionierhalstuch
Die Jungen Pioniere waren in der DDR eine politische Massenorganisation für Kinder. Die Mitgliedschaft war formal freiwillig, Nichtmitglieder mussten aber mit Benachteiligungen rechnen. So waren Ende der 1950er Jahre mehr als 50% aller Schulkinder Mitglied, ab den 1960er/1970er Jahren fast alle Kinder im Alter von 7 bis 14 Jahren. Ab der ersten Klasse zählten die Mitglieder zuerst zu den Jungpionieren und ab der vierten Klasse dann zu den Thälmann-Pionieren. Nach der siebten Klasse folgte dann der Eintritt in die Freie Deutsche Jugend (FDJ). Der SED-Regierung übte auf diesem Wege schon früh Kontrolle auf den jungen Teil der DDR-Bevölkerung aus. Die Pionierorganisation sorgte für regelmäßige Freizeitangebote, wie Pioniernachmittage, besondere Aktionen und Ferienlager. Dabei fehlte es nicht an vormilitärischen Übungen. Erkennungszeichen der Jungen Pioniere war das blaue Halstuch, das bei den regelmäßigen Pioniernachmittagen, in den Schulen an Tagen mit Fahnenappell und an einigen sozialistischen Feiertagen getragen wurde. Zweck des Halstuchs war es, die Zugehörigkeit und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Gruppe zu stärken.
Mehr lesen

Pionierlager
Pionierlager waren Ferienlager für Mitglieder der Pionierorganisation und dauerten meist 18 Tage. Sie dienten der "sozialistischen Erziehungsarbeit" außerhalb der Schule. Es gab Pionierferienlager in der gesamten DDR verteilt, 1989 waren es 49. Zudem gab es noch hunderte Ferienlager aller größeren Betriebe der DDR für die Kinder der Betriebsangehörigen.
Mehr lesen

Planwirtschaft
Anders als in fast allen heutigen Staaten der Welt gab es in der DDR keine Marktwirtschaft, sondern eine zentral verwaltete Planwirtschaft. Das bedeutete, dass Staat und Partei in Fünfjahresplänen bestimmten, welche Produkte erwirtschaftet und produziert werden. Die Theorie sah vor, dass der Staat so in der Lage sei, alle Bedürfnisse nach Waren und Gütern vorherzusagen und sie rechtzeitig herzustellen und zu verteilen – in der Realität waren sozialistische Staaten jedoch meilenweit davon entfernt. Tatsächlich prägten Mangel und nicht verwertbare Überschüsse die Produktion. Auch die starken Subventionen für Reformprojekte wie günstige Grundnahrungsmittel und Mieten oder kostenlose Kinderbetreuung genauso wie der aufgeblasene Sicherheitsapparat mit Geheimpolizei und Militär belasteten die Wirtschaft. Durch die verordnete Planung hatten es neue Innovationen zudem schwer sich durchzusetzen. Warum dieses relativ nachteilige Wirtschaftssystem dennoch 40 Jahre überleben konnte, lag zum einen daran, dass die DDR-Wirtschaft eng mit anderen sozialistischen Staaten verzahnt war (zusammen im Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), auch Warschauer Pakt genannt). Lange Zeit wurde sie von der Sowjetunion und ab den 1970er Jahren auch von der BRD wirtschaftlich unterstützt. Und es gab immer wieder Graubereiche, in denen die Leitungen von Betrieben und Genossenschaften die staatlichen Produktionsvorgaben zu umgehen oder zu verwässern wussten (Schattenwirtschaft) und mit einigem Improvisationsvermögen den allgegenwärtigen Mangel ausgleichen konnten.

R

Langtext

Republikflüchtlinge, Republikflucht
Republikflüchtlinge wurden in der DDR Menschen genannt, die ohne Genehmigung  aus der DDR in die Bundesrepublik oder in andere westliche Länder gingen. Es handelt sich um einen abwertenden Begriff, den die SED nutzte, um den Wunsch nach Freizügigkeit zu diskreditieren und zu kriminalisieren. Es gab verschiedene Gründe, warum Menschen in der DDR das Land verlassen wollten. Dazu zählten beispielweise Unzufriedenheit mit dem politischen System, die Hoffnung auf ein besseres Leben im Westen oder persönliche Beziehungen. Bis zum Sommer 1961 flohen circa 3 Mio. Menschen aus der DDR. Erst mit dem Bau der Berliner Mauer wurde der Flüchtlingsstrom drastisch reduziert, jedoch nicht komplett unterbrochen. Weiterhin unternahmen Menschen - teils unter Einsatz des eigenen Lebens - Versuche, die DDR zu verlassen.
Mehr lesen

Rundfunk im amerikanischen Sektor, RIAS
Der RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) war eine Rundfunkanstalt in West-Berlin. Er wurde von der US-amerikanischen Militärregierung initiiert und sendete zunächst Radiobeiträge, später wurde er durch ein Fernsehprogramm ergänzt. Da auch Ost-Berliner die Sender empfangen konnten, wurden sie bald zu einer wichtigen, aber von der SED-Führung verurteilten Informationsquelle. Die Menschen in Ost-Berlin und in Teilen der DDR konnten so Informationen und Nachrichten erhalten, die in der DDR zensiert oder verzerrt wurden. Die SED-Regierung erklärte den RIAS in den 1950er Jahren zu einer "Spionage-, Sabotage- und Verbrecherorganisation".

S

Langtext

Schießbefehl
Hinter dem Begriff „Schießbefehl“ stehen die Anweisungen an die Grenzposten, an der Berliner Mauer und an der innerdeutschen Grenze auf Flüchtlinge scharf zu schießen. Schon im September 1961 gab Erich Honecker, SED-Politbüromitglied und zuständig für die Maßnahmen zur Grenzabriegelung die Weisung, dass "gegen Verräter und Grenzverletzer (...) die Schusswaffe anzuwenden" sei. Die Grenzposten erhielten bis in die 1980er Jahre vor jedem Einsatz den mündlichen Befehl "Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten." Später haben SED-Funktionäre die Existenz eines „Schießbefehls“ immer wieder bestritten. Erschießungen an der Grenze wurden gegenüber der Öffentlichkeit und auch gegenüber den Angehörigen der Todesopfer verheimlicht. Die Grenzer erhielten aber eine Belohnung für vereitelte Fluchten.
Mehr lesen

Schlüsselkind
Schlüsselkind hieß ein Kind, das nach Schulschluss selbstständig nach Hause ging und ohne weitere Betreuung blieb. Der Begriff spielt darauf an, dass solche Kinder meist einen eigenen Wohnungsschlüssel besaßen, der sichtbar um den Hals getragen wurde, damit das Kind ihn nicht verlor.

Schule
In der DDR besuchten alle Kinder von der 1. bis zur 10. Klasse gemeinsam die sogenannte Polytechnische Oberschule (POS). Nach dem POS-Abschluss folgte eine Ausbildung oder Lehre. Wer studieren wollte, musste ab der 9. Klasse noch zwei Jahre zur Erweiterten Oberschule (EOS). Das Abitur war nur wenigen Schülerinnen und Schülern vorbehalten – die soziale Herkunft, politische Angepasstheit und der Bedarf in bestimmten Berufen waren ebenso relevant wie gute Noten. Neben der Vermittlung von Wissen diente der Unterricht auch dem Erlernen von praktischen Fähigkeiten. Der sogenannte polytechnische Unterricht sollte die Schülerinnen und Schüler gezielt auf das Arbeitsleben vorbereiten, dazu gehörten Arbeitseinsätze in Betrieben oder als Erntehelfer. Zudem sollten die Kinder und Jugendlichen in der Schule zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ erzogen werden. Zu diesem Zweck gab es - zunächst ab der 9. Klasse, seit Ende der 1960er Jahre ab der 7. Klasse - das Pflichtfach Staatsbürgerkunde, in dem u.a. die Lehre des Marxismus-Leninismus unterrichtet wurde. Ab 1978 wurde zudem ab der 9. Klasse das Fach Wehrkunde verpflichtend, wo militärisches Grundwissen vermittelt wurde. Auf dem Zeugnis gab es nicht nur Noten für die einzelnen Fächer, sondern auch für Fleiß, Mitarbeit und Betragen. Anders als heute fand auch samstags Unterricht statt – dafür hatten die Kinder acht Wochen Sommerferien. Schulbeginn war jedes Jahr - nach sowjetischem Vorbild - am 1. September.
Mehr lesen

Sektorengrenze
Deutschland und auch Berlin wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einen amerikanischen, einen britischen, einen französischen und einen sowjetischen Sektor aufgeteilt. Ihre Grenze hieß offiziell Sektorengrenze. Daran hielten die Westalliierten und die Bundesrepublik auch nach dem Mauerbau fest. So verdeutlichten sie, dass sie die innerdeutsche Grenze und vor allem die Berliner Mauer nicht als finale Grenze anerkannten.

Sozialismus
Der Sozialismus ist eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Weltanschauung, die im Allgemeinen auf eine solidarische Gsellschaft und die gemeinschaftliche Kontrolle der Produktionsmittel abzielt. Sozialismus soll soziale Ungleichheit reduzieren und eine gerechte Verteilung von Ressourcen erreichen. Es gibt verschiedene Strömungen des Sozialismus, die sich in ihren Ansätzen und Zielen unterscheiden können.
Mehr lesen

Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, SED
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands war die Staats- und Regierungspartei der DDR. Sie entstand 1946 auf Befehl der Sowjetunion durch eine erzwungene Vereinigung der sozialdemokratische SPD und der kommunistische KPD. Sie war seit Gründung der DDR 1949 bis zur friedlichen Revolution 1989 die herrschende Partei und dominierte die Politik, die Wirtschaft und Gesellschaft in der DDR in allen Bereichen. Den Alleinführungsanspruch ließ sie 1968 in der Verfassung der DDR verankern.
Mehr lesen

Sozialistischer Realismus, SozRealismus
Unter sozialistischem Realismus versteht man die vorgegebene Stilrichtung in allen künstlerischen Bereichen, sei es in der Musik, der Malerei, im Theater oder in der Architektur. In erster Linie ging es darum, die Wirklichkeit möglichst realistisch darzustellen, also keine abstrakten Darstellungen zu verwenden. Die Themen sollten den sozialistischen Alltag und seine Heldinnen und Helden in den Blick nehmen und diese positiv beschreiben. Sozialistische Kunst sollte volksnah und gut verständlich sein. Der an sich strenge Rahmen erfuhr immer wieder Veränderungen und ließ zeitweise auch künstlerisch neue Ansätze zu, sodass durchaus sehr unterschiedliche Werke dem Sozialistischen Realismus zugeordnet werden können.

 

T

Langtext

Todesstreifen
Der Grenzstreifen entlang der innerdeutschen Grenze und der Grenze rund um West-Berlins wurde im Westen als Todesstreifen bezeichnet, weil dort viele Menschen bei der Flucht getötet wurden. Der Todesstreifen bestand aus verschiedenen Elementen zur Grenzsicherung, darunter Stacheldrahzäunen, Mauern, Fahrzeugsperren und Wachtürmen. An der innerdeutschen Grenze wurden auch Erdminen und Selbstschussanlagen verbaut. Zur tödlichen Zone wurde der Grenzstreifen aber vor allem durch die Grenzsoldaten, die den Befehl hatten, auf Flüchtende zu schießen.
Mehr lesen

U

Langtext

Walter Ulbricht
Walter Ulbricht war ein deutscher kommunistischer Politiker, Mitbegründer der KPD und prägte seit 1945 auf Weisung der Sowjetunion den Aufbau der DDR. Nach der Gründung der DDR 1949 wurde er zunächst der Stellvertreter des Ministerpräsidenten. Ein knappes Jahr später wurde er aber zum Vorsitzenden des neu geschaffenen Zentralkomitees (ZK) gewählt und gewann so die eigentliche Macht im Staat. Als 1960 das Amt des Präsidenten der DDR abgeschafft wurde und stattdessen ein Staatsrat als kollektives Staatsoberhaupt fungierte, baute Ulbricht durch das Amt des Staatsratsvorsitzenden seine Macht aus. Ulbricht trieb 1961 maßgeblich die Grenzabriegelung voran und ließ sie nach Einwilligung der Sowjetunion umsetzen. 1971 - zwei Jahre vor seinem Tod - wurde er von seinem Nachfolger Erich Honecker abgesetzt.
Mehr lesen

V

Langtext

Viermächte-Status
Die gemeinsame Verantwortung der vier Siegermächte des Zweiten Weltkriegs - USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich - für Deutschland als Ganzes und für Berlin wird als Viermächte-Status bezeichnet. Ein Alliierter Kontrollrat mit Sitz in Berlin sollte als oberste Besatzungsbehörde eine einheitliche Besatzungspolitik gewährleisten. Im Zuge des beginnenden Kalten Kriegs verließ die Sowjetunion 1948 aber zunächst den Kontrollrat und dann die Alliierte Kommandantur, die aus den vier Stadtkommandanten der Besatzungsmächte in Berlin bestand. Der Kontrollrat setzte danach seine Tätigkeit praktisch aus. In Berlin blieb die Alliierte Kommandantur bestehen, ihre Entscheidungen galten aber nur für die drei westlichen Sektoren und standen unter dem Vorbehalt der Rechte, die alle vier Besatzungsmächte für Berlin hatten. Die Sowjetunion stellte den Viermächte-Status von Berlin mehrfach in Frage, so auch im Rahmen des Mauerbaus 1961. Die Westmächte hielten aber bis 1990 daran fest. 

Volkspolizei, Vopo, Volkspolizist
Die Polizei der DDR hieß Volkspolizei (VP), ihre Angehörigen nannte man verkürzt VoPo(s). Einerseits hatte die Volkspolizei klassische polizeiliche Aufgaben (Kriminal-, Schutz- und Verkehrspolizei), andererseits arbeitete sie eng mit der Stasi zusammen, die als politische Geheimpolizei agierte. Oft diente die VP der Stasi als Erfüllungsgehilfin, u.a. bei Kontrollmaßnahmen gegenüber der Bevölkerung, bei Maßnahmen gegen Ausreisewillige und  repressiven Großaktionen.
Mehr lesen

W

Langtext

Westmächte, Westalliierte
Unter den Westmächten versteht man die drei westlichen Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg: Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika. Im Kalten Krieg standen sie zusammen gegen die Sowjetunion.

Westmedien
Der Konsum von Westmedien war für Menschen in der DDR verboten und konnte sogar mit einer Gefängnisstrafe geahndet werden. Trotzdem hat der Großteil der Ostdeutschen Westmedien genutzt, um unzensiert Informationen zu erhalten, aber auch zu Unterhaltungszwecken.
Mehr lesen

Westzone, Zone
Mit Begriffen wie "zone" und "sowjetzone" wurde im Westen die sowjetische Besatzungszone abfällig bezeichnet, auch nach der Gründung der DDR 1949. Die Nutzerinnen und Nutzer der beiden propagandistischen Begriffe ließen so erkennen, dass sie die Staatsgründung der DDR nicht anerkannten.

Gefördert durch

Nach oben