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Der Wachturm am Kieler Eck

Grenzlinie entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals, in der Nähe der Sandkrugbrücke an der Invalidenstraße 1990

Grenzlinie entlang des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals, in der Nähe der Sandkrugbrücke an der Invalidenstraße 1990 © Archiv der Versöhnungsgemeinde, Foto: privat

Der Wachturm

Entlang der Berliner Mauer standen zuletzt 280 Wachtürme, die mit Grenzsoldaten besetzt waren. Der Turm am Kieler Eck war eine von insgesamt 32 sogenannter Führungsstellen und wurde wahrscheinlich 1981 errichtet. Der Turm befindet sich im Berliner Bezirk Mitte zwischen dem Invalidenfriedhof und der Boyenstraße in unmittelbarer Nähe zum Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal. Zwischen Humboldthafen und Nordhafen verlief die Grenzlinie entlang des Kanals. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Invalidenfriedhof. Dieser wurde 1951 geschlossen und gehörte ab 1961 zum Sperrgebiet. Im Zuge dessen wurden viele Grabmäler abgeräumt und der Grenzstreifen verlief über das Gelände. Ebenfalls nicht weit entfernt waren der Sitz der Generalstaatsanwaltschaft der DDR sowie das Regierungskrankenhaus.

Ausschnitt aus einer Dienstkarte der Grenztruppen von 1986, zeigt den Grenzverlauf im Stand von 1986

Ausschnitt aus einer Dienstkarte der Grenztruppen von 1986, zeigt den Grenzverlauf im Stand von 1986 © Stiftung Berliner Mauer

Bauweise und Funktion einer Führungsstelle

In den Führungsstellen wurden Signale aus dem Grenzstreifen registriert und die Besatzungen von 15 bis 20 Wachtürmen sowie die Patrouillen in einem Grenzabschnitt kommandiert. Zwischen benachbarten Türmen bestand Sichtkontakt. Eine Führungsstelle war dafür verantwortlich, den Abschnitt zu bewachen und Fluchten zu verhindern. Dazu stand der Kommandeur mit seinen Vorgesetzten, den Wachturmbesatzungen und der Volkspolizei in direktem Kontakt. Der Turm bestand aus vorgefertigten Betonteilen und hatte fünf begehbare Ebenen. Auf einem quadratischen Grundriss von etwa 13,5m² erreichte er eine Höhe von etwa 10 Metern. Stahltreppen verbanden die fünf Ebenen. Dazu gehörte der Keller mit elektronischen Geräten, das Erdgeschoss mit WC und einer Zelle, das 1. Obergeschoss als Gemeinschaftsraum mit Feldbetten und Sicht- bzw. Schießscharten und das 2. Obergeschoss als Befehlszentrum mit großen Fenstern zur Rundumsicht. Auf dem begehbaren Dach war zudem ein Suchscheinwerfer montiert. Die Grenzsoldaten einer Schicht befanden sich in den Wachtürmen und beobachteten von hier aus den Abschnitt, für den sie zuständig waren.

Grafik eines Wachturms

Die Höhe der Wachtürme konnte je nach Anzahl und Art der Betonfertigteile variieren. Im Gegensatz zu den normalen Wachtürmen (links) waren die Führungsstellen größer (rechts).

Die Grafik ist entnommen aus: Jan Schwochow, Die Mauer verstehen, 2021, www.schwochow.shop

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